Pfeifen

Existiert noch ein relevanter Markt für Pfeifen?

14.10.2025

Wer sich in einer Trafik umsieht, merkt schnell: Die Vitrine mit Pfeifen und Tabaken nimmt oft nur noch eine kleine Ecke ein, dominiert wird das Bild von Zigaretten, Feinschnitt und zunehmend auch von Alternativprodukten. Doch ganz verschwunden ist das Segment der Pfeifenraucher*innen keineswegs – es stellt sich die Frage, ob und wie es für Trafikant*innen weiterhin ein Geschäftsfeld mit Relevanz bleiben kann.

In Österreich wurden laut Großhandelsstatistik 2023 knapp 156 Tonnen Pfeifentabak umgesetzt. Das entspricht zwar nur einem Bruchteil des Zigarettenmarktes, dennoch hat das Segment seit 2009 ein bemerkenswertes Wachstum erlebt: Von gut 63 Tonnen stieg der Absatz über die Jahre auf ein Hoch von fast 188 Tonnen im Jahr 2021. Danach folgte eine leichte Normalisierung, doch das Niveau bleibt deutlich über dem von vor zehn Jahren.
Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2024 nur noch 314 Tonnen klassischer Pfeifentabak versteuert – ein Rückgang von über 20 Prozent zum Vorjahr. Parallel dazu boomt jedoch der Markt für Wasserpfeifentabak, der in Deutschland zuletzt um 75 Prozent zulegte. Diese Zweiteilung zeigt deutlich: Klassische Pfeifen bleiben ein Nischenmarkt älterer, meist männlicher Konsumenten, während Wasserpfeifen ein junges, urbanes Publikum ansprechen.
International bewegen sich die Schätzungen zum „Pipe Tobacco Market“ zwischen 80 und 100 Mio. US-Dollar jährlich – je nach Quelle und Abgrenzung. Der weltweite Geräteumsatz mit Pfeifen selbst wird auf rund 76 Mio. US-Dollar pro Jahr geschätzt. Die Wachstumsraten liegen im niedrigen einstelligen Bereich. Österreich fügt sich hier gut ein: klein, aber stabil.

Historische Entwicklung: Von der Alltagsgewohnheit zur Liebhabernische

Bis ins frühe 20. Jahrhundert war die Pfeife für viele Männer in Europa ein alltäglicher Begleiter. Mit der Industrialisierung und der Massenproduktion von Zigaretten verlor sie rapide an Bedeutung. Heute ist die Pfeife Symbol einer Nische: Sie wird mit Ruhe, Handwerk, Tradition und Ritual assoziiert. Die Absatzdaten der letzten Jahre belegen, dass es zwar keine Rückkehr in den Massenmarkt gibt, wohl aber eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen. Das Pandemiejahr 2020/21 brachte sogar einen Absatzpeak – möglicherweise, weil Konsumenten mehr Zeit zuhause hatten und das Ritual des Pfeiferauchens wiederentdeckten.

Soziodemografie: Wer raucht heute Pfeife?

Während die Zigarette alle Schichten und Altersgruppen erreicht, ist das Pfeiferauchen deutlich enger gefasst. Klassische Pfeifenraucher sind überwiegend männlich und im mittleren bis höheren Alter. Hinzu kommt ein kleiner, aber relevanter Anteil jüngerer Wasserpfeifen-Nutzer*innen, die statistisch vor allem in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen und in urbanen Milieus auffallen. Für Trafiken bedeutet das: unterschiedliche Ansprache, unterschiedliche Sortimente. Während die traditionelle Pfeife Beratung, hochwertige Geräte und aromatische Tabake verlangt, steht bei Wasserpfeifen der Community-Aspekt und die Vielfalt an Geschmacksrichtungen im Vordergrund.

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Trends und Regulatorik

Ein entscheidender Faktor für die Zukunft des Segments sind die regulatorischen Rahmenbedingungen. Während in der EU Aromastoffe in Zigaretten und Feinschnitt bereits verboten sind, gilt dieses Verbot (noch) nicht für Pfeifentabak. Genau das macht ihn für manche Konsument*innen attraktiv – und für Trafiken zu einem Differenzierungsprodukt im Sortiment.
Allerdings: Künftige Revisionen der Tabakproduktrichtlinie könnten diese Sonderstellung beenden. Hinzu kommt, dass einige Mitgliedstaaten den grenzüberschreitenden Onlinehandel mit Tabakwaren stark einschränken, was die Rolle stationärer Vertriebsstellen stärkt. Für Trafiken bedeutet das einerseits Sicherheit – die Ware bleibt weiterhin ein Monopol-Produkt –, andererseits Unsicherheit durch mögliche künftige Restriktionen.

Umsatzpotenzial für Trafiken

Rein mengenmäßig bleibt Pfeifentabak ein Nischenprodukt. Doch gerade in der Trafik kann er durch seine planbaren Margen und die Bindung an Beratung relevant sein. Pfeifenraucher kaufen nicht nur Tabak, sondern auch Zubehör wie Pfeifen, Stopfer, Reiniger, Filter und Etuis. Zudem ist die Kaufentscheidung häufig beratungsintensiv – ein klarer Vorteil gegenüber dem Massenartikel Zigarette. Wer hier Kompetenz zeigt, kann Kundschaft langfristig binden und Zusatzumsätze generieren.
Auch wenn die absolute Stückzahl überschaubar bleibt, zählt die Wertigkeit: Eine hochwertige Pfeife oder ein edles Tabakglas bringt nicht nur Umsatz, sondern auch ein besonderes Einkaufserlebnis, das im Gedächtnis bleibt. Damit differenzieren sich Trafiken von Grauimporten oder anonymen Tankstellenkäufen.

Zukunftsprognose: Stabilität statt Wachstum

Wie geht es weiter? Kurzfristig ist nicht mit einem massiven Rückgang in Österreich zu rechnen. Nach dem Peak 2021 pendeln sich die Absätze auf einem moderaten, stabilen Niveau ein. Mittel- bis langfristig hängt vieles von der Regulierung ab. Sollte die EU Aromaverbote auf Pfeifentabak ausdehnen, würde das Segment massiv unter Druck geraten.
Solange das nicht der Fall ist, bleibt die Pfeife eine resiliente Nische: kein Zugpferd für den Gesamtmarkt, aber eine wertvolle Ergänzung im Trafik-Sortiment – vorausgesetzt, Beratung und Präsentation stimmen.

Relevanz bleibt

Die Pfeife ist längst kein Massenprodukt mehr. Aber gerade in einer Trafik kann sie eine Rolle spielen: als Nischenartikel mit planbarer Marge, als (Status-)Symbol für Fachkompetenz und als Möglichkeit, Kundenbindung durch persönliche Beratung zu schaffen. Für Trafikant*innen bedeutet das: Wer im Pfeifen-Segment sichtbar bleibt, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil. Der Markt ist klein – aber er existiert. Und er lohnt sich, wenn man ihn richtig bedient.

Die letzte Bastion

Der Verband der Cigarren- & Pfeifenfachhändler Österreichs dient der Unterstützung österreichischer Tabakfachhändler*innen bei allen Themen rund um Zigarren, Pfeifen und Genussrauchen an sich. Das Segment Pfeifen und Pfeifentabak wird hier trotz der schwindenden Bedeutung noch hochgehalten. www.vcpoe.at

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