Betrieb

„Fehler werden oft schon im Vorfeld gemacht“

Geschäftsführung
20.09.2022

 
Wenn es finanziell knapper wird hilft es, jene Hebel zu kennen, mit denen man sich helfen kann. Wir haben nachgefragt.
Porträt Mag. Thomas Prinz, Leiter Buchhaltung WE
Das Zauberwort heißt "Beratung" - am besten schon bei Geschäftsauswahl und Finanzierung.

Wo werden aus Ihrer langjährigen Erfahrung die meisten Fehler in der Führung einer Trafik gemacht?

Die Fehler beginnen oft schon vor Geschäftseröffnung: Wenn die Trafik 2.000 Euro Eigenentnahme trägt, ich aber 4.000 brauche, dann muss ich mir ein anderes Geschäft suchen. „Das wird schon irgendwie gehen“ geht fast immer schief!

Die nächste Fehlerquelle liegt in der Finanzierung: Es wird oft mit zu wenig Eigenkapital und mit zu kurzer Laufzeit finanziert, weil die Leute schnell die Schulden abzahlen wollen –, das ist aber oft gar nicht möglich, weil die Kreditrate schlichtweg zu hoch ist. Das wird spätestens im dritten Jahr der Geschäftstätigkeit zum Problem, wenn Finanzamt und SV ihre Vorschreibungen nach oben anpassen.

Professionelle Beratung – zum Beispiel von der WE – vor der Finanzierung hilft dabei, all diese Startschwierigkeiten zu vermeiden. 

Passiert es immer noch, dass sich Trafikant*innen zu hohe Eigenentnahmen beziehungsweise Geschäftsführergehälter leisten?

Ja, leider. Aussagen des Vorbesitzers oder von Kollegen sowie die scheinbar hohen Umsätze verführen leicht dazu, sich zu viel zu gönnen. Das passiert gerne zu Beginn der Geschäftstätigkeit, ist zu diesem Zeitpunkt aber doppelt giftig. Denn damit dünnt man den Betriebsmittelrahmen aus. Und Trafikant*innen haben ja nicht die Freiheit, Überweisungen so zu steuern, dass dann wieder verlässliche Deckung da ist: Wenn der Rahmen ausgeschöpft ist, geht der Einziehungsauftrag von tobaccoland, Philip Morris, Moosmayr und Co. einfach nicht durch, was sofort Probleme verursacht.

Teils spielen sich Veränderungen schleichend, manchmal plötzlich ab. Wie sollte man da – speziell im Hinblick auf die Fixkosten – reagieren?

Es kommt immer darauf an, wo ich etwas verändern kann. Bei der Miete beispielsweise kann man wenig tun. Den Stromanbieter oder den Tarif zu wechseln kann schon Einsparungspotenzial bieten. Aber auch die Bankspesen sind im Rahmen verhandelbar – speziell bei den Spesen für die Einzahlung von Bargeld kann sich eine Nachverhandlung lohnen. Umso wichtiger ist es angesichts weniger großer Stellschrauben, beim Personal rechtzeitig zu reagieren, was nur mit mehr Eigenarbeit oder kürzeren Öffnungszeiten möglich ist.

Nun arbeiten aber gerade kleine, eher umsatzschwächere Trafiken oft ohnehin schon mit grenzwertig dünner Personaldecke oder ohne Personal …

Die umsatzschwachen Geschäfte sind definitiv die größten Verlierer: Lohnnebenkosten und Preissteigerungen spüren sie besonders stark. Ein wenig Spielraum bieten geringfügig Beschäftigte, weil hier die Lohnnebenkosten deutlich niedriger sind. Aber das sind dann halt auch Angestellte, die maximal 10 Stunden pro Woche mitarbeiten können.

Welchen Effekt hat die Selbstausbeutung mit wenig oder ganz ohne Personal denn steuerlich?

Jedenfalls reduziert sich der steuerlich absetzbare Aufwand, der Gewinn steigt. Und mit ihm die Steuerlast. Was dann dazu führen kann, dass ein*e Trafikant*in, der/die 66 Stunden im Geschäft steht, fürs Arbeiten bis zur Erschöpfung auch noch mit einer höheren Steuer „bestraft“ wird.

Bieten Einkauf und Lagerhaltung Einsparungspotenzial – und wenn ja, wo?

Die Lagerhaltung ist definitiv ein Kapitel mit Potenzial. Viele haben einen zu hohen Lagerstand, was besonders bei langsam drehenden Nebenartikeln schlecht ist –, da liegt schnell einmal zu viel Geld als totes Kapital im Lager. Das betrifft auch ältere Produkte, die schon lange nicht mehr gekauft wurden. Aber dafür braucht man halt den Überblick, wo man attraktiv für die Kunden ist! Und wie hoch die Lager­umschlagshäufigkeit ist.

Ich mahne auch ein bisserl zur Vorsicht bei auf den ersten Blick günstigen Aktionen der Großhändler: Eine größere Menge eines Produkts oder ein voll gefüllter Billet-Ständer wollen dann auch flott verkauft werden, wenn sie nicht nur das Lager füllen und Kapital binden sollen!

Das vollständige Interview finden Sie ab 23. September in der druckfrischen Printausgabe der Trafiakantenzeitung.