„Integrierte Automaten können eine Lösung sein“

Interview
13.06.2022

 
Das Kundenverhalten verändert sich. Und gutes Personal wird entweder zu teuer oder ist gleich gar nicht zu bekommen. Schiefer hat interessante Lösungsansätze.
Das Gerät würde dann etwa 2 Meter in den Raum ragen und hätte Platz für 3-400 Artikel.
Ein 90 Zentimeter breiter Warenautomat mit 3-400 Produkten - vom Zigarettenpackerl über Stangenware, Dreh- und Stopftabak, Nikotinpouches, aber auch Raucherzubehör könnte zum Anziehungspunkt der Trafik Schiefer werden. Und das 24/7.

Womit kann man auf sich veränderndes Kundenverhalten und Personalmangel reagieren?

Gerade in Wien, wo viele Automaten demontiert werden, geht es jetzt um integrierbare Geräte – das könnte im Extremfall bis hin zur Automatentrafik gehen. Vielleicht sind technische Hilfen auch indoor eine Unterstützung für Trafikanten, bei denen es knapp wird – denn wenn ich mir die aktuelle Inflation ansehe, gruselt mir vor den Lohnforderungen bei den nächsten Verhandlungen. Mit Automaten könnte man drei- bis vierhundert Artikel abdecken – und ein Automat arbeitet 24/7 ohne Krankenstand und Urlaub. 

Ich will die Mitarbeiter nicht wegrationalisieren, aber ich suche seit fünf Monaten über das AMS. Wenn ich nachfrage, warum ich keine Vorschläge bekomme, kommt die Antwort: „Wenn ich Ihnen die schicke, die sich so bei mir bewerben, sind Sie böse auf mich.“

Ich selbst werde im Spätherbst dieses Jahres den Selbstversuch mit einem Warenautomaten machen, über den ich Zigarettenpackungen, Stangenware, Pouches, aber auch Shishatabak, Drehpapier und sogar Cigarren in Tubos verkaufen möchte. Das Gerät wird bündig in meiner Fassade stehen und etwa zwei Meter in mein Lager/Büro ragen. Und es wird bargeldlos laufen, was viel Abrechnungszeit sparen wird.

Torpediert eine Automatisierung der Trafik nicht ihre Funktion als sozialer Treffpunkt?

Eine Vollautomatisierung schon. Aber gleichzeitig wollen die Menschen durch die Pandemie nicht mehr gedrängt stehen, und viele gehen auch bei geöffnetem Geschäft zum Automaten. Für diese wachsende Zahl von Kunden wären sehr breit sortierte Automaten eine Lösung.

Gleichzeitig ist auch nicht jede Trafik in freundlichen Händen, wie mir die häufig in der Kammer einlangenden Konsumenten-Beschwerden zeigen. Als Vertreter der Trafikanten wehre ich das meiste ab, aber in Zeiten von Social Media ist es nicht gut, immer wieder negative Kommentare zu bekommen.

Kann man hier gegensteuern?

Das versuchen wir auf Bundesebene schon in der Trafikakademie. Zusätzlich werden wir in Wien im Sommer eine Kampagne starten: „Meine Wiener Trafik, mein Grätzel“. Hier geht es darum, die Trafiken als sozialen Treffpunkt in ein gutes Licht zu rücken. Die Pandemie hat ja gezeigt, wie wichtig wir den Menschen geworden sind. Jeder Wiener hat ein bis zwei Stammtrafiken, das gehört gepflegt! Im Rahmen dieser Kampagne werden auch die Trafikant*innen zu Wort kommen – mit launigen, traurigen und typischen Geschichten aus dem Trafikalltag, die in professionell gemachten Kurzfilmen für den Einsatz in sozialen Medien zur Verfügung gestellt werden.

Die große Stärke der österreichischen Trafiken liegt ja gerade in der Tatsache, dass sie keine austauschbaren Franchise-Lokale mit dem immer gleichen Angebot, sondern höchst individuelle Geschäfte mit Gemeinsamkeiten sind. In Kombination mit teils jahrzehntelanger persönlicher Präsenz im Grätzel, im Dorf oder in der Talschaft ist das mit keiner anderen Branche vergleichbar!

Eine letzte Frage aus aktuellem Anlass: Werden Sie in Ihrer Trafik Speiseeis anbieten?

Nein, obwohl ich ja für die grundsätzliche Möglichkeit eingetreten bin. Ich habe einen Eissalon nebenan. Doch auch mit Blick auf die Strompreise in Kombination mit einer überschaubaren Spanne für Eis sollte man sich die Anschaffung und den Betrieb einer Kühltruhe derzeit gut überlegen.

Das vollständige Interview können Sie ab 17. Juni in der druckfrischen Printausgabe der Trafikantenzeitung nachlesen.