Premiumlage: Der Segen wird zum Fluch

Trafik
14.04.2020

 
Trafiken an Verkehrsknotenpunkten, in Einkaufszentren sowie Tourismus-Hochburgen waren traditionell die Cash-cows der Branche. Nun sind sie teils am härtesten von der Krise betroffen.

Bis vor ganz kurzer Zeit gab es einen Faktor, der für den Geschäftserfolg so maßgeblich wie sonst kein anderer war: die Lage. Teure Mieten, hohe Personalkosten und ein stressiger Verkaufsalltag durch zahlreiche Laufkundschaft wurden mit hoher Frequenz und stattlichen Umsätzen belohnt. Zahlreiche Trafikanten in Seitengassen und ruhigen Wohngrätzeln beäugten ihre boomenden Kollegen in den Premiumlagen mit dem Wunsch, ihr eigenes Geschäft auch ehestmöglich an einem derart erfolgversprechenden Platz zu führen

Harte Zäsur

Das Blatt hat sich durch die umfangreichen Schließungen nicht lebensnotwendiger Geschäfte, zu Hause bleibende und teils auch dort tätige Arbeiter und Angestellte sowie die Ausgangsbeschränkungen gewendet: Wo noch vor kurzer Zeit Trubel herrschte, ist heute eine nur selten von ins Geschäft tröpfelnden Kunden unterbrochene Leere. Nur die Kosten sind geblieben.
In Einkaufszentren ist der entscheidende Faktor, wie hoch der Anteil von Mode-, Schuh-, Sport- und Spielzeuggeschäften sowie Lokalen war – je höher, desto leerer ist heute das Center und desto deprimierender der Trafik-Umsatz. Direkte Nachbarschaft zu einem Supermarkt oder gar ein Geschäftslokal im Foyer eines solchen erweisen sich nun als Glücksfall.

Hohe Mieten, viel Personal

Die Vermieter der (bisherigen) Premiumlagen haben es naturgemäß nicht eilig damit, Mietreduktionen zu vereinbaren. Hier können Mietverträge mit hoher Umsatzabhängigkeit – die bei gut laufendem Geschäft eher ein Ärgernis für den Mieter sind – plötzlich zum Segen werden: wo kaum Umsatz, da kaum Miete.
Komplexer ist die Frage beim Personal. Reine Kassakräfte lassen sich vergleichsweise leicht einsparen bzw. kündigen; eine gut geschulte Mitarbeiterin kommt nach einer Kündigung aber ziemlich sicher nicht mehr zurück – hier würde sich eher Kurzarbeit anbieten. Wenn man es sich leisten kann, das Gehalt bis zum Einlangen des Geldes vom AMS vorzuschießen oder eine diesbezüglich kooperative Bank hat.

Einkaufscenter & Verkehrsknoten

Ob man mit dem Inhaber der bisher sehr gut gehenden Trafik an einem Wiener Verkehrsknotenpunkt spricht oder mit dem Trafikanten eines großen Fachgeschäfts in einem Einkaufscenter – die Aussagen sind ähnlich: Umsatzeinbußen von 70, 80 und mehr Prozent sind das Resultat der fehlenden Frequenz aufgrund der sonst rundum geschlossenen Geschäfte sowie der Ausgangsbeschränkungen. Nur das Automatengeschäft läuft besser als sonst – aber das ändert die Gesamtlage eben auch nicht.

Fazit

Gerade hatte ein Tabakfachgeschäft noch gar nicht groß genug und breit genug sortiert sein können. Die aktuelle Ausnahmesituation zeigt aber auch auf, wie anfällig und verletzlich große Kostenrucksäcke machen können. Derzeit wird die bisherige Premiumlage für zahlreiche Trafikanten zum Fluch. Währenddessen funktionieren kleine, inhabergeführte Geschäfte mit hohem Stammkundenanteil, wenig Personal, wenig Platz und alten Mietverträgen oft erstaunlich gut. 

Den vollständigen Artikel können Sie ab 17. April in der druckfrischen Printversion der Trafikantenzeitung nachlesen.