240 Jahre Austria Tabak, 25 Jahre JTI Austria

Joseph II., ältester Sohn von Kaiserin Maria Theresia und später Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war in vielerlei Hinsicht ein progresssiver Monarch. Sein aufgeklärter Absolutismus, seine Volksnähe und seine mutigen Reformen – darunter die Aufhebung der Leibeigenschaft von Bauern – waren bahnbrechend. Heute ist er unter anderem als Förderer von Wolfgang Amadeus Mozart in Erinnerung, aber auch als gewissermaßen staatlicher Mikromanager bis hin zum Bestattungswesen. Was aber weit weniger bekannt ist: seine Initiative zur Regelung der Tabakbranche, die in dem bis heute wirksamen Tabakmonopol Österreichs eine weltweit einzigartige Stellung einnimmt. 
Vor genau 240 Jahren also, am 8. Mai 1784, erfolgte mit der Gründung des Tabakmonopols, vielen auch als „Tabakregie“ geläufig, die alleinige Hoheit über Anbau, Gewinnung, Bearbeitung, Herstellung und Handel von und mit Tabak. Als bemerkenswerten sozialpolitischen Schritt werden in weiterer Folge Kriegsopfer und schuldlos verarmte Beamte sowie deren Angehörige bei der Vergabe von Tabakverkaufsbewilligungen bevorzugt. Am Beginn des 20. Jahrhunderts dann folgen einige gesetzliche Nachbesserungen, die vor allem Besetzung, Neuerrichtung und Auflassung von Tabakverschleißgeschäften, aber auch Anbau und Verarbeitung in den Kronländern regeln. Mit dem Verlust der Anbauflächen am Ende des 1. Weltkriegs und dem Anschluss an das Dritte Reich endet vorerst die aufregende Geschichte der Tabakregie, sie wird in eine Aktiengesellschaft namens „Austria Tabak AG“ umgewandelt und untersteht nun dem Deutschen Reich.

Mit Ende des 2. Weltkriegs erhält die junge 2. Republik Österreich die Tabakregie zurück, der Name Austria Tabak bleibt jedoch erhalten. Ebenso die imposante, bis heute erhaltene und denkmalgeschützte Tabakfabrik Ottakring. Mit einem neuen Monopolgesetz führt die Austria Tabak nun die mittlerweile über 150 Jahre währende Schöpfung von Joseph II. fort, eine umfassende Novellierung im Jahr 1968 hat praktisch unverändert bis zum EU-Beitritt im Jahr 1995 Bestand.

Aufgrund der europäischen Gesetze, insbesondere der landwirtschaftlichen Marktordnung der EU, fällt das Produktionsmonopol. Ein Großteil des Tabakmonopols sowie die staatliche Austria Tabak, werden privatisiert. Um das weiterhin bestehende Einzelhandelsmonopol in eine passende rechtliche und finanztechnische Form zu gießen, wird 1996 die Monopolverwaltung GesmbH (MVG) mit der Republik Österreich als Alleineigentümerin gegründet. Sie ist fortan für alle Belange des „kontrollierten Vertriebs von sensiblen Genusswaren“ zuständig. Also die Sozial-, Gesundheit- und Fiskalpolitik rund um Tabakwaren in Österreich. Darunter fallen unter anderem die Festlegung des Schutzalters, die Umsetzung des generellen Rauchverbots in der Gastronomie sowie die genaue Einhaltung der Ausschreibungs- und Vergabekriterien von Trafiken. Was aber wurde aus der solitär existierende Austria Tabak?

Mit der Loslösung der Monopol-Tätigkeit firmiert die mittlerweile nur noch teilstaatliche, an der Börse notierte Austria Tabak hauptsächlich als Produktions- und Handelsbetrieb. Eine Reihe von nationalen und internationalen Mergern führ schließlich zu JTI Austria, wie wir sie heute kennen. Zum einen die Akquise von RJ Reynolds 1999 in der Schweiz, mit der der japanische Konzern in den europäsichen Markt einsteigt. Zum anderen die Jahre zwischen 2001 und 2007, in denen die Austria Tabak voll privatisiert und von der ÖIAG an den britischen Gallaher-Konzern verkauft wird, der seinerseits ein Teil von JTI wird. 
Man kann also sagen: JTI Austria blickt heuer auf gleich zwei Jubiläen zuück: 25 Jahre mit dem eigentlichen Kern des heute rund 500 Mitarbeiter beschäftigenden großen Tabak-Players in Österreich; aber auch auf ganze 240 Jahre mit der ursprünglichen, von Joseph II. gepflanzten DNA der Tabakwirtschaft in Österreich. Wir gratulieren ganz herzlich!