Soll es wieder eine österreichische Tabakmesse geben?

Fachmesse
17.05.2022

 
Schon vor der Covid-Pandemie waren Industrie und Großhandel nicht glücklich mit der Entwicklung der Messen gewesen. Zwei messelose Jahre haben zudem bewiesen, dass es auch ohne diese Zusatzkosten geht. Wir haben nun nachgefragt.
Nur Philip Morris würde wieder an einer klassischen Fachmesse teilnehmen - sie alleine zu veranstalten wäre aber natürlich nicht möglich oder sinnvoll.
Industrie und Großhandel sind sich (fast) einig, dass es keine Rückkehr zum bisherigen Messemodell geben wird.

Würden Sie aus heutiger Sicht mit Ihrem Unternehmen an einer nationalen Tabakfachmesse teilnehmen? 

Gabriele Wieder, Philip Morris Austria: Ja, einmal jährlich sollte es die Möglichkeit für einen Branchentreff geben, um sich in entspannter Atmosphäre auszutauschen und die Kundenbeziehung zu den Trafikantinnen und Trafikanten zu intensivieren. Die Präsentations-/Ordermesse sollte um Programmpunkte wie Fortbildung, Diskussionsrunden etc. ergänzt werden und weiter darüber nachgedacht werden, welche Aktivitäten gesetzt werden können, um mehr Besucherinnen und Besucher der Messe zu gewinnen.
Ralf-Wolfgang Lothert, Japan Tobacco: Aus heutiger Sicht hat das Nichtstattfinden der Messe 2020 und 2021 keinerlei negative Auswirkungen auf unser Unternehmen gehabt.
Jochen Hiller, British American Tobacco: Die Antwort ist klar: Nein. Wir würden aus heutiger Sicht an einer „klassischen Tabakmesse“, wie wir sie aus den Jahren zuvor kennen, nicht mehr teilnehmen. Obwohl natürlich nach dieser langen Zeit der „digitalen Kommunikation“ ein physisches Wiedersehen sehr wünschenswert und wohltuend wäre.
Manfred Knapp, tobaccoland: Im Rückblick gesehen hatte der Ausfall der Messe in den beiden Vorjahren für uns keine Nachteile. Wir werden auch weiterhin Messeteilnahmen anhand unserer Ziele und Kriterien evaluieren und dementsprechend im Einzelfall entscheiden.
Susanne Moosmayr: So, wie sie in der Vergangenheit abgehalten wurde, würde sie aus unserer Sicht nicht mehr funktionieren. Das heißt: Nein, wir würden an einer solchen Messe nicht teilnehmen. 
Markus Plattner, KP Plattner: Eher nein, da die Tabakindustrie und die „großen Player“ der Branche signalisiert haben, nicht an einer Messe teilzunehmen. Zumal die Frequenz und der Messe­erfolg – auch seit die Branche entschieden hat, nicht mehr im Messezentrum Salzburg auszustellen – immer geringer wurden.
Michael Rühlemann, DanCzek: Nein. Es gibt keinen nationalen Veranstalter, der ein sinnvolles Konzept liefern würde, dem man eine Chance auf Erfolg zubilligen könnte. Das Rauchverbot ist dabei eines der größeren Grundprobleme. Zum Verkosten wäre eine Messe ja hauptsächlich für die Braunware interessant, was nicht geht. Das kann man nur bei alternativen Formaten wie Hausmessen oder Verkostungs-Events machen.

Gibt es alternative Ideen für einen gemeinsamen Auftritt der Tabakbranche? Wie sollten diese Events aufgebaut und ausgerichtet sein?

Gabriele Wieder: Wir sehen derzeit keine Veranstaltungsalternative, die in der Qualität und im Nutzen mit Fachmessen vergleichbar wäre. Bestimmt ist in Zeiten von hybriden Arbeiten ein digitaler Teil der Messen anzudenken, aber nichts ersetzt das persönliche Gespräch. Ganz klar ist der persönliche Austausch mit Partnern das Herzstück einer Messe.
Ralf-Wolfgang Lothert: Grundsätzlich sind die jetzt wieder stattfindenden Fachgruppentagungen in den Bundesländern ein gutes Forum für die Branche, um zusammenzukommen, aktuelle Themen zu diskutieren und sie geben auch Präsentations- und Ausstellungsfläche.
Jochen Hiller: Neue Zeiten haben neue Herausforderungen und brauchen neue Ideen. So wie sich die Branche weiterentwickelt, muss sich auch die Kommunikation zwischen Trafikanten und Industrie ändern. Grundsätzlich sind wir offen für neue Wege und Formate, die für die gesamte Branche sinnvoll sind. Das können aus unserer Sicht durchaus Veranstaltungen sein, die beispielsweise von der MVG, der WKO oder auch den Fachmedien initiiert werden könnten. Einfach nur Produkte zu präsentieren wäre aus unserer Sicht aber zu wenig.
Fokus dabei müsste auf „Information und Erlebnis“ gerichtet werden. BAT hat die Reise in eine neue Zukunft mit dem „Multi-Category-Ansatz“ bereits gestartet. Thematisch spielen „Risikoreduktion“ und „Umweltschutz“ sowie „große Auswahl an Alternativen“ eine zentrale Rolle.
Damit wir als Branche den kommenden Herausforderungen gewachsen sind, brauchen wir ein Gesamtverständnis für die Transformation, also die Entwicklung zu einer neuen alternativen Produktvielfalt. Nicht nur innerhalb der Branche, sondern auch bei den Stakeholdern. Das Format müsste daher aus meiner Sicht in Richtung „Symposium“ gehen.
Manfred Knapp: Wie gesagt, nutzen wir sehr gerne speziell die Fachgruppentagungen in den Bundesländern für direkten Kontakt vor Ort. Dort können wir uns auch sehr gut inhaltlich profilieren und das Unternehmen und seine Leistungen darstellen.
Susanne Moosmayr: Wir sind der Meinung, dass es bereits ein breites Angebot in jedem Bundesland gibt: die Fachgruppentage. Gepaart mit dem Jahresevent der BAT – dem BAT Trafikantenaward – sehen wir keine zusätzliche Notwendigkeit für eine weitere Veranstaltung. Außerdem gibt’s ja auch noch unsere Hausmessen, die, sobald es angesichts der Pandemie sinnvoll ist, auch wieder stattfinden sollen. 
Markus Plattner: Events können eventuell für den Bereich Tabak zur Bewerbung von Tabakprodukten interessant sein, wenn diese auch verkostet werden können. Für den Zubehörbereich ist jedoch nur eine Ordermesse sinnvoll.
Michael Rühlemann: Mit den Trafikantentagen in den Bundesländern gibt es ja wenigstens kleinere Bühnen, um Neuheiten vorzustellen und Kontakte zu halten. Das kann man um Hausmessen, Roadshows etc. ergänzen. Und Dortmund gibt es ja immer noch.