Das ist los in den heimischen Trafiken

Trafikanten
23.03.2020

 
Die Trafikantenzeitung hat bei MVG-Geschäftsführer Hannes Hofer nachgefragt, wie es den Trafikanten mit den neuen Regelungen zur COVID19-Situation geht, wie die Kundenfrequenz beurteilt wird und was die größten Sorgen der Trafikanten sind.
Tabakmonopol-Chef Hannes Hofer wechselt derzeit zwischen MVG-Büro und home-office.

Bereits vor 14 Tagen hat die MVG den aktiven Dialog mit allen Branchenteilnehmern gesucht, Lieferkette und Logistik hinterfragt und die eigene technische Infrastruktur an die Krisensituation angepasst. Es war hier wichtig sicherzustellen, dass im Fall des Ausbruchs der Krankheit, die flächendeckende Nahversorgung mit Tabakwaren möglichst lange aufrechterhalten werden kann.

Die Maßnahmen im Detail

Einerseits hatte sich die Monopolverwaltung bereits vor gut zwei Wochen intern dafür aufgestellt, ein erhöhtes Kontaktaufkommen an Hotlines zu bewältigen und die technischen sowie organisatorischen Voraussetzungen für einen Büro- bzw. home-office-Schichtbetrieb zu schaffen. Dazu gehörte die Umstellung bisheriger Meetings auf Videokonferenzen.

Nach außen wurde und wird mit Politik, Industrie, Großhandel und Branchenvertretern eng zusammengearbeitet; auf dieser Basis wurde auch erfolgreich dafür lobbyiert, die Trafiken auch in Zeiten der sonstigen Geschäftsschließungen anderer Branchen als systemrelevante Nahversorger offenhalten zu können.

Die Vorbereitung auf zunehmende Anfragen von Seite der Trafikanten sollte sich rasch bezahlt machen: Die Möglichkeit, Änderungen der Öffnungszeiten (verpflichtend) zu kommunizieren sowie in einigen Fällen auch die Schließung von Tabakfachgeschäften bekannt zu geben, wurden stark genutzt. Das ist auch notwendig, damit die MVG ihrerseits ihre Infos auf der eigenen Website sowie in der Trafiken-App aktualisieren kann – wie sollten die Kunden auch sonst von den Änderungen erfahren?

So sieht es „an der Front“ aus

Im Vorfeld der sonstigen Geschäftsschließungen hatte es in den heimischen Trafiken durch die auch bei Tabakwaren gemachten Hamsterkäufe einen signifikanten Anstieg von Kundenfrequenz und Umsätzen gegeben.

Mit dem Umstieg vieler Menschen auf home-office, dem vorzeitigen Ende der Tourismussaison und dem Schließen von Flughäfen etc. änderte sich die Situation ins Gegenteil: Frequenz und Umsätze brachen stark ein oder fielen – gerade in bisherigen Hochfrequenzlagen wie Flughäfen, Bahnhöfen und Verkehrsknotenpunkten - quasi weg. Nun sind es die Stammkunden, die für vergleichsweise stabile Verhältnisse sorgen. Häufig ist auch zu hören, dass deren Tabakwarenkonsum gestiegen ist: Anders als in Büros herrscht in Privatwohnungen ja kein Rauchverbot.

Zahlen und Fakten

Mit Stand FR, 20. März 2020, sind bei der MVG rund 800 Meldungen von Tabakfachgeschäften eingegangen: 714 Fachgeschäfte haben ihre Öffnungszeiten der aktuellen Situation angepasst, also verkürzt. Und bislang 52 Tabakfachgeschäfte haben ihre Schließung aus Frequenz- oder Gesundheitsgründen bekannt gegeben, von denen aber 36 Trafiken ihre Automaten weiterhin befüllen. Die flächendeckende Versorgung bleibt also gegeben.

Bei den Verkaufsstellen sieht die Sache anders aus: Hier ist nur zum Offenhalten berechtigt, wer dies auch aufgrund seines Hauptgewerbes darf – konkret bleiben nur Lebensmittel- und Drogeriegeschäfte sowie einige wenige andere Branchen mit verbundener Trafik offen. In Zahlen sind das rund 2.100 von 2.947 Tabakverkaufsstellen.

Statement von Hannes Hofer

Der MVG-Chef legt die aktuelle Stoßrichtung dar: „Wir fokussieren derzeit unsere Aktivitäten auf die Sicherstellung der Nahversorgung mit Tabakwaren und Zeitungen. Gerade jetzt zeigen sich die Vorteile eines eigentümergeführten Unternehmernetzwerkes: Die Trafikantinnen und Trafikanten können die lokale Situation und die persönliche Gesundheitssituation am besten selbst einschätzen und dementsprechend schnell handeln. Dazu habe ich aber eine wichtige Aufforderung: Bitte kommunizieren Sie der MVG jede Änderung Ihrer Öffnungszeiten, damit wir die Bevölkerung verlässlich via App darüber informieren können, wer geöffnet hat und wann wer geöffnet hat – danke!“

Die Allgemeinheit wird vom Monopolchef dazu aufgerufen, die in den heimischen Trafiken – oft unbemerkt – geleistete Arbeit anzuerkennen: „Die ganze Welt feiert zurecht die VerkäuferInnen im Lebensmittelhandel und das medizinische Personal. Aber auch die Trafikantinnen und Trafikanten – zu 53 Prozent selbst Unternehmer mit einer mehr als 50prozentigen Behinderung - leisten einen wichtigen Beitrag in dieser schwierigen Zeit. Würden Sie in dieser Krisensituation nicht den rauchenden Teil der Bevölkerung durch den geregelten Vertrieb unterstützen würde sich in kürzester Zeit ein schwer zu kontrollierender Schwarzmarkt mit minderwertiger Ware bilden.“