"Die Kunden erwarten Preiserhöhungen von 20 Cent"

MVG
19.03.2019

Wir haben MVG-Chef Hannes Hofer zum Gespräch über die aktuellen Themen gebeten.

Wann starten die Testkäufe der Monopolverwaltung? Und falls es schon Überprüfungen gab: Wie waren die Ergebnisse?
Wir haben schon – ganz bewusst testhalber – erste Testkäufe gemacht. Und das Ergebnis war ganz schlecht: Nur 9 von 30 überprüften Verkäufern haben unseren Testkunden nach seinem Ausweis gefragt. Im Vorjahr lagen wir zuletzt ja bei einer Quote von 75 Prozent der Fachgeschäfte – und da müssen wir unbedingt wieder hin. ­Offenbar müssen wir diese durch das höhere Alterslimit verschärfte Problematik wieder über alle Kanäle kommunizieren.

Gab es auch Kontrollen der Zigarettenautomaten? Mit welchem Ergebnis?
Wir haben zu Jahresbeginn mehr als 2.000 Automaten überprüft, und auf das Resultat dürfen alle Beteiligten richtig stolz sein: Nur bei einem Prozent der Geräte gab es Beanstandungen mit Strafen in Höhe von 500 Euro pro Automat und einer sofortigen Außerbetriebsetzung.

Kommen wir zur Preisentwicklung – welchen Effekt wird der künftige WAP von 5,05 Euro pro Standardpackung auf die Preise haben?
Ab einem Packungspreis (20 Stk.) von 4,93 Euro wirkt die Mindesthandelsspanne, wer darunter liegt, zahlt Trafikanten einen höheren Anteil als im Gesetz vorgeschrieben. Das erzeugt ab 1. April einen klaren Preisdruck. Ich rechne aber bis zum Sommer für alle Segmente mit Preisanstiegen von 20 Cent.

Wo sehen Sie die Schmerzgrenze der Konsumenten?
Wie Hochpreisländer zeigen, gibt es keine für den Packungspreis. Für die Anhebung der Preise gilt aber das Zauberwort „mit Augenmaß“ – die 20 Cent pro Jahr haben eine Tradition, mit der die Konsumenten auch rechnen. Da sind wir dann wieder bei + 4 % beim Preis und bei –1,6 Prozent bei den Absatzmengen.

Wir haben ja eine neue Kategorie von Tabakprodukten – wann rechnen Sie mit den ersten Produkteinführungen?
Was man so hört, reicht von „vor dem Sommer“ bis „Ende des Sommers“, also rechne ich am ehesten mit einer Markteinführung im Sommer. Der 1. April 2019 ist alleine schon deswegen kaum möglich, weil sich das wegen der Produktzulassung durch das Gesundheitsministerium nur schwer ausgeht.

Welche Marktanteile am gesamten Tabakmarkt sind aus Ihrer Sicht realistisch?
Ich kenne keine offiziellen Zahlen, würde aber von einer Größenordnung rund um zwei Prozent innerhalb von drei Jahren ausgehen. Für die Trafikanten wünsche ich mir natürlich so viel wie möglich – die Voraussetzungen für schöne Erträge sind mit dem attraktiven Spannenmodell ja sehr gut. 

Seit Jahresbeginn habe ich immer wieder Trafikanten am Telefon, die sauer sind, weil sie im Vergleich zu dem, was sie damals an Ablöse bezahlt haben, heute „nix mehr für das Geschäft bekommen“. Sind Änderungen oder Nachjustierungen an der „Ablöse neu“ geplant?
Ich kann die hohe Emotionalität des Themas verstehen. Niemandem ist es egal, wenn man weniger für eine Trafik bekommt. In den konkreten Ablösefällen der letzten Wochen können wir sehr gut erklären, warum es zu dieser Änderung im System gekommen ist. Allgemein stellen wir aber fest, dass noch zu wenig über das Thema diskutiert wird. Ich habe in Wien wieder einen konkreten Fall, wo eine Trafik insolvenzgefährdet ist, weil ursprünglich eine zu hohe Ablöse bezahlt wurde. Gleichzeitig können wir jetzt Trafikstandorte in Wien im Einvernehmen mit Trafikanten vergeben, die über mehrere Jahre zu hohen Ablösen angeboten wurden und keine Nachfolger gefunden haben. Derzeit sehe ich aber keinen Änderungsbedarf. 
Was wir auf jeden Fall machen, ist die Arbeit auf Basis des Gutachtens immer besser zu lernen. Das Gutachten von Prof. Bertl sieht eine gewisse Standardisierung von Trafiken vor – also werden steuer­schonend angestellte Familienmitglieder, aber auch Faktoren wie der Anstieg der Geschäftsmiete bei Übernahme in die Kalkulation einbezogen. Wichtig ist auch, dass alle Gutachter das gleiche Geschäft sehr ähnlich bewerten, damit es keine Rolle spielt, wen die MVG mit der Bewertung beauftragt. Übrigens gibt es auch einige Trafiken, die jetzt eine höhere Ablöse bekommen. Hier gehe ich davon aus, dass sich diese nicht melden ...

Danke für das Gespräch.

Das vollständige Interview finden Sie ab 22. März 2019 in der druckfrischen Trafikantenzeitung.