AGES-Prüfungen erinnern an DDR- Methoden und Werksspionage
... meint der stellvertretende Bundesgremialobmann und Wien-Chef Andreas Schiefer im Gespräch mit uns.


Wie sehen Sie die aktuelle Situation der Tabakbranche in Österreich?
Schlecht. Gefühlsmäßig halten wir knapp die Umsätze, aber die Stückzahlen gehen zurück. Hoffentlich ist daran das Schlechtwetter im Herbst schuld und es liegt nicht an anderen Faktoren. Oder erleben wir gerade eine neue Regelmäßigkeit mit Rückgängen im letzten Quartal? Ich bin da ein wenig ratlos.
Man hat den Eindruck, dass es viele neue Produkte auf allen Ebenen gibt, die aber teils Nischenprodukte oder Versuchsballons sind. Den „großen Rausreißer“ habe ich da noch nicht gefunden.
Manche Dinge wie die Nikotinlutschsäckchen werden vielleicht in Situationen funktionieren, wo früher Kautabak konsumiert wurde. Das Kautabak-Verbot war ja eine bürokratische Meisterleistung – man kann ihn überall kaufen und bestellen, nur in Österreich nicht.
Ich sehe im Bereich des E-Loading einen allgemeinen Fehler der Anbieter: Es gibt keine Werbung in Massenmedien und deshalb auch keinen Kundendruck. Man verlässt sich auf aktiv verkaufende Trafikanten. Aber ganz ehrlich: Wer von uns hat auf die Schnelle alle Dinge im Kopf, die bei ihm über E-Loading zu haben wären?
Was wären denn aus Ihrer Sicht sinnvolle neue Produkte für die Tabakfachgeschäfte?
Ganz vorne auf dieser Liste stehen die legalen Cannabisprodukte. Exklusiv werden wir diese Sachen nicht in die Trafik bekommen, wie die Aufhebung der nachträglichen Monopolisierung durch den Verfassungsgerichtshof am Beispiel der E-Zigarette gezeigt hat. Aber anbieten dürfen sollten wir sie schon.
Ein weiterer Punkt mit Potenzial sind die Warmgetränke – Stichwort „Coffee to go“. Hier gibt es schon einen Beschluss des Bundesgremiums, wir hoffen auf die MVG. Dazu muss man aber vorausschicken, dass die Kunden eine hohe Kaffeequalität gewöhnt sind; mit Automatenkaffee und Milchpulver wird man also keinen Erfolg haben. Dafür braucht man professionelle Partner, die diese hohe Kaffeequalität auch sicherstellen können.
Ein schon lange gehegter Wunsch ist der Alkohol. Natürlich muss man sich da genau überlegen, was und in welcher Form in der Trafik verkauft werden soll – Weindoppler sehe ich da sicher nicht. Auf der anderen Seite bringt es aber auch nichts, zu viel Angst vor Reaktionen des allgemeinen Handels zu haben.
Gibt es aktuelle Aufregerthemen für Sie?
Die AGES hat mittlerweile angefangen zu prüfen, und was man so mitbekommt, erinnert doch stark an Stasi-Methoden. Uns liegen erste Protokolle von Trafikanten vor, welche diesen Besuch erhalten haben: Die kommen rein und fotografieren alles für eine spätere Auswertung am Computer. Außerdem bewerten die AGES-Mitarbeiter massenhaft Dinge, die sie nichts angehen. So werden Werbeflächen genau vermessen, Fotos von Rauchern oder brennenden Zigaretten im Aschenbecher gemacht und vermerkt: „Im Geschäft wurde geraucht“. Ja, klar, ist ja auch eine Trafik, und hier darf man das!
Das vollständige Interview können Sie ab 17. November in der druckfrischen Ausagbe der Trafikantenzeitung nachlesen.