Die Glückspielbeauftragten des Bundesgremiums treten zurück
Vorarlberg-Obfrau Ursula Steurer und Wien-Obmann Andreas Schiefer waren im Bundesgremium die Gesprächspartner der Lotterien. Sie haben nach jahrelangen Gesprächen, die offenbar allesamt nichts gebracht haben, den Hut draufgeschmissen. In einem offenen Brief erklären sie, warum.


Liebe Trafikantinnen, liebe Trafikanten!
Seit fünf Jahren sind wir als Glückspielbeauftragte des Bundesgremiums im Einsatz. In dieser Zeit gab es viele Gespräche, unsere Ansprechpartner sind nette Menschen, doch am Ende des Tages suchen wir keine neuen Freunde, sondern faire Verhandlungs- und Gesprächspartner. Wegen der Aussichtslosigkeit in weiteren Gesprächen auch einen Nutzen für die österreichischen Trafikanten als Vertriebstelle der Lotterien zu stiften, legen wir unsere Funktionen als Glückspielbeauftragte per sofort zurück.
Manche werden sich fragen, ob das nicht eine überzogene Reaktion auf die jüngsten Maßnahmen der Lotterien bezüglich der Aufladung der App per Kreditkarte ist. Selbstverständlich war dies nur noch der Tropfen, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Als vor ein paar Jahren die Nachricht der großen Annahmestellenerweiterung kam, war der Aufschrei groß. Was hat sich für uns als den größten „Partner“ der Lotterien verändert? Zum Positiven nichts, wir haben Umsatzeinbußen hinnehmen müssen und dürfen jetzt auch fleißig fremde Scheine in die Hand nehmen und kontrollieren. Mehr Arbeit für weniger Geld. Wir haben uns unzählige Mal darum bemüht, eine fairere Provisionierung zu erreichen. Damit sind wir allerdings auf taube Ohren gestoßen!
Der Kampf um die besten Plätze am POS ist groß. Weshalb stellen wir den Lotterien so viel Platz gratis zur Verfügung? Sind unsere Provisionen so attraktiv? Nein, es gibt Produkte, da verdienen wir wirklich mehr! Vielleicht müssen wir Trafikanten einfach neu überlegen, es gibt da die Eintausend-Mann-Regel. Diese Betrachtungsweise wäre marktüblich und auch fair!
Als Protestmaßnahme etwa haben die Vorarlberger Trafikanten in den letzten Tagen die Werbebildschirme, die ihnen von den Lotterien zur Verfügung gestellt werden, abbestellt. Ein kleines Zeichen, um den Unmut zum Ausdruck zu bringen und auch ein Zeichen des Zusammenhalts der Trafikanten im Ländle.
Angst vor Veränderung bezüglich der Lotterien haben wir keine. Ganz einfach, weil wir bereits mit der nächsten Annahmestellenerweiterung rechnen. Dazu noch ein Beispiel aus Vorarlberg: Vor ein paar Jahren hat der Vorarlberger Gebietsbetreuer noch Teile im Tirol mitbetreut. Dann gab es einen Gebietsbetreuer nur für Vorarlberg und seit etwa 2 Wochen ist auf wundersame Weise ein neues Gesicht aufgetaucht. Ohne Vorwarnung haben einige Kollegen im Montafon auf ihrem Lotterien-Portal festgestellt, dass sie nun den Tiroler Außendienstler zugeteilt bekommen haben. Auf Nachfrage hieß es, dass die beiden Männer so unterschiedlich große Gebiete hätten und das nun gerecht aufgeteilt werden musste. Interessant ist, dass dies stillschweigend über die Bühne ging. Gerüchten zur Folge gehen wir davon aus, dass allein in Vorarlberg in den nächsten Monaten neue Annahmestellen im sicherlich zweistelligen Bereich eröffnet werden. Wenn unsere Quellen recht haben, wird dies im Lebensmittelhandel passieren. Wunderbar, darauf können wir uns freuen….
Wir vermuten, dass uns der neue CASAG-/Lotterien-Haupteigentümer nicht als Menschen sieht. Wir sind nur die, die zu wenig Umsätze lukrieren. Es reicht nicht, zu wenig Gewinn!!! Was mit unseren Existenzen ist, interessiert niemanden. Wie schon erwähnt, die Gesprächspartner sind nett, müssen aber das tun, was die Eigentümer verlangen.
Wie hoch unser Stellenwert bei den Lotterien ist, hat sich in einem bezahlten Artikel der Lotterien in der Kronenzeitung vom 21.04.2020 gezeigt. Da hieß es wörtlich: Keine Extra-Fahrt zur nächsten Annahmestelle mehr, kein Anstehen in der Trafik. Wenn man die App der österreichischen Lotterien auf seinem Smartphone hat…
Unsere Freude hielt sich in Grenzen. Auf Nachfrage erhielten wir von Bettina Glatz-Kremsner die Nachricht, dass ein Redakteur diesen Fehler begangen hat. Das hilft uns leider auch nicht. Die Leser der Kronenzeitung sind auch unsere Kunden. Dieser „Fehler“ tut uns weh, vor allem nach diesen schwierigen Wochen mit Corona. So dankbar wir sind, dass wir weiter unsere Geschäfte offenhalten durften und dürfen, so herausfordernd waren diese Wochen. Vor allem Kollegen, die den Risikogruppen zugehören, gebührt unser größter Respekt.
Wir sind leidenschaftliche Berufsvertreter der Trafikanten und haben unsere Funktionen als Glücksspielbeauftragte des Bundesgremiums von Herzen gerne und mit viel Engagement wahrgenommen. Wir haben verhandelt, visioniert, geschlichtet und vieles mehr. Nun haben wir erkannt, dass es wohl nichts mehr zu verhandeln gibt. Wir werden informiert und das wars.
Ursula Steurer Obfrau der Vorarlberger Tabaktrafikanten
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KR Andreas Schiefer Obmann der Wiener Tabaktrafikanten Bundesobmannstellvertreter
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