Perfekt gelungene Selbstentblößung
Dampfer Felix Huber wurde Zeuge, wie ein Sektionschef des Gesundheitsministeriums weltweit anerkannten Wissenschaftlern die Expertise abspricht, weil deren Ergebnisse nicht zu seiner Überzeugung passen.


Am 08. Mai 2017 fand in den Sälen des Berufsverbandes Österreichischer Psychologen (BÖP) ein höchst interessanter Vortrag statt: Die Fortbildungsveranstaltung „How e-cigarettes changed the landscape“. Diese Veranstaltung wird mit drei Einheiten auch für das Studium als Fortbildung angerechnet – hat also durchaus Gewicht. Die Vortragenden: Prof. Gerry Stimson und Dr. Franz Pietsch. Zudem hatte sich im Vorfeld der Grazer Toxikologe und Liquid-Experte Prof. Dr. Bernd Mayer als Zuhörer angekündigt – da war klar, das wird großes Kino!
Wissenschaft vs. Meinung
Professor Stimson begann mit einem Vortrag über das Thema E-Zigarette im Allgemeinen und hatte dazu auch eine Präsentation vorbereitet. Nicht kritiklos an der E-Zigarette, aber eindeutig pro Dampfen argumentiert Stimson in seinem Vortrag. Unterlegt mit wissenschaftlich erarbeiteten Zahlen und Fakten. Dazu muss gesagt werden, dass Professor Stimson ein weltweit anerkannter Wissenschaftler ist, der ohne Zweifel weiß, wovon er spricht.
Umso erstaunlicher und befremdlicher war dann Dr. Pietschs Einstieg in den Vortrag, der Stimson gleich einmal an den Kopf warf, dass er nicht wisse, wovon er rede und schlicht Unrecht habe. Berufsbeamter und Parteigenosse Pietsch mit wenig tatsächlichem Wissen über die Materie nennt den weltweit anerkannten Spezialisten und emeritierten Professor des Imperial College of London (im aktuellen QS World University Ranking 1. Platz in GB und 2. Platz weltweit) nichtwissend in dessen ureigenster wissenschaftlicher Heimat? Das ist harter Tobak …
Völlig uneinsichtig
Aber es geht noch ein wenig schräger: Pietsch zieht dann mit der gleichen Binsenweisheit vom Leder, die er schon fast vier Jahre vor sich herschiebt und die mittlerweile hundertfach widerlegt und überholt ist. Ein Beispiel gefällig? Pietschs Anmerkung zum Dual-Using, also zum gleichzeitigen Gebrauch der herkömmlichen Zigarette und der E-Zigarette: Er meint, dass rund 70 % aller Nutzer der E-Zigarette Dual-User seien und der Gebrauch beider Varianten sogar noch viel gefährlicher sei als das Rauchen einer normalen Tabakzigarette. Abgesehen davon, dass Pietsch hierzu natürlich keinen wissenschaftlichen Beweis vorlegen konnte und der tatsächliche Anteil von Dual-Usern bei rund 12 % liegt, ist die Argumentationslinie, warum das Nutzen beider Varianten (rauchen und dampfen) so schädlich sein soll, gleich mal ganz ausgeblieben: Es ist so, weil er es sagt. Da hat er die Rechnung ohne den Wirt in Person von Professor Dr. Bernd Mayer gemacht. Pietschs Antworten auf Mayers sehr präzise Fragestellungen waren ein unwiderlegbarer Beweis für seine Unzulänglichkeiten in der Materie an sich. Als dann Professor Stimson wieder referierte fiel Pietsch vor allem dadurch auf, dass er immer wieder mit dem Zwischenruf „not proven!“ Fakten und Tatsachen in Abrede zu stellen versuchte. Gerade er, der von „könnte“, „vielleicht“ und Ähnlichem lebt, wirft einem Wissenschaftler vor, dass dessen Aussagen falsch und nicht geprüft seien.
Leider waren keine Journalisten von großen Publikumsmedien vor Ort – sie hätten einen tiefen Einblick in „Die fabelhafte Welt des Franz P.“ bekommen und seine sonstigen Wortmeldungen wohl in einem anderen Licht gesehen.
Autor: Felix Huber
Den vollständigen Artikel können Sie ab 29. Mai in der Printausgabe der Trafikantenzeitung nachlesen.