Tschüss, Marlboro?

Zigaretten
02.08.2021

 
In einem Interview mit der britischen Zeitung Mail on Sunday kündigte PMI-Chef Jacek Olczak an, in 10 Jahren keine Marlboro mehr im britischen Königreich verkaufen zu wollen.
Wird das PMI-Zigarettengeschäft in Großbritannien schon in 10 Jahren vom Konzern selbst ausgedämpft?

Das Ende der Zigarette hat der Philip Morris-Konzern über seinen vorherigen CEO André Calantzopoulos ja schon vor einigen Jahren ausgerufen - allerdings ohne einen Zeitrahmen zu nennen. Nun wird von CEO Jacek Olczak eine konkrete Frist genannt: In zehn Jahren will sich der Marlboro-Mutterkonzern aus dem Zigarettenverkauf in Großbritannien zurückgezogen haben.

Das aktuelle Statement kommt auch nicht ganz freiwillig, nachdem die britische Regierung schon 2019 ihre Pläne bekanntgegeben hatte, das Land bis 2030 "rauchfrei" machen zu wollen. Allerdings ist man bei Philip Morris International von seinem Tabakerhitzer Iqos offenbar sehr überzeugt und sieht ihn auch langfristig als Nachfolgeprodukt der herkömmlichen Zigarette. Derzeit verwerden rund 20 Mio. Menschen weltweit Tabakerhitzer.

Calantzopoulos schränkt in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender allerdings ein: "Wir müssen dabei pragmatisch sein. Auf der einen Seite braucht es die richtigen Produkte, auf der anderen Seite muss aber auch die Politik Maßnahmen setzen, die bei der Unterscheidung zur Zigarette helfen und Rauchern den Umstieg schmackhaft machen." Mit anderen Worten: Wenn Iqos - wie in zahlreichen Ländern geplant oder schon beschlossen - wie Zigaretten besteuert und in Punkto Verbote mit Zigaretten gleichgestellt wird geht das nicht.

Auf Einkaufstour

Das prall gefüllte Börserl von PMI soll zudem für strategische Übernahmen genutzt werden. Einerseits steht der dänische Nikotinkaugummi-Hersteller Fertin Pharma auf der Einkaufsliste. Dazu hat man Interesse am britischen Parmaunternehmen Vectura, das Inhalatoren für Lungen-Medikamente herstellt. Diese Stoßrichtung ist durchaus logisch: Wenn etwas mit Inhalation und/oder Nikotin zu tun hat will Philip Morris daran verdienen. Und das Know-How eines Inhalatorherstellers wird bei der Iqos-Weiterentwicklung auch hilfreich sein.

Und in Österreich?

Die Ankündigung, sich aus dem Zigarettenverkauf gänzlich zurückzuziehen, gilt derzeit aber nur für Großbritannien - aus dem Interview gleich das Aus für Marlboro, Chesterfield und Co. auf dem österreichischen oder deutschen Markt abzuleiten wäre wohl zumindest übereilt und verfrüht ...