Ein Stück Familiengeschichte

Trafikanten
25.06.2021

 
Es muss nicht immer die Hochglanztrafik in allerbester Stadtlage sein, damit das eigene Geschäft dem Trafikanten wie seinen Kunden Spaß macht und erfolgreich läuft. Ein ländlicher Lokalaugenschein.

Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs hat die Familie Schöberl aus ihrem 12-m2-Kiosk die kleine Gemeinde Katzelsdorf mit Rauchwaren versorgt. Mit Margit Schöberl steht seit 2013 die vierte Generation in der Trafik. Und die ehemals geschlossene Häuserzeile hat ein großes Loch: Wo früher drei Häuser standen, befindet sich nun ein Billa mit Einfahrt und Parkplatz. „Ich wollte aber gerne am bekannten Standort bleiben“, erzählt Frau Schöberl. „Also habe ich ein kleines Grundstück gepachtet; damit ich darauf meine Trafik betreiben kann.“

Ursprünglich sollte dafür eine Doppelcontaineranlage aufgestellt werden, für deren Gestaltung sich Margit Schöberl an Trup Design wandte. Schnell wurde klar, dass dieser „Gebäudetyp“ keine langfristige Lösung im Hinblick auf Raumhöhe, Heizung und auch Innengestaltung darstellt. Aus Zeitgründen kam ein Ziegelmassivbau nicht infrage. Trup Design bot der Trafikantin an, das gesamte Projekt zu übernehmen: Innerhalb von nur acht Wochen wurde ein Gebäude in Holzriegelbauweise ausgeführt, die Installationen gemacht und die Einrichtung fertiggestellt. „Ich habe ja vom Bauen keine Ahnung“, erzählt Schöberl. „Deshalb war ich froh, dass ich einen Ansprechpartner für das gesamte Projekt hatte, der sich um alles gekümmert hat.“

Das Pflichtenheft

Vor allem sollte das neue Geschäft freundlich und hell sein. Es sollte auf 34 Quadratmetern Baugrund viel Platz für die Warenpräsentation bieten. Und auch ein kleiner Humidor war geplant – damit die Braunware-Kunden im Ort bleiben. Die Trafikantin erarbeitete mit Christian Pfatschbacher von Trup ein Konzept, das diese Vorgaben umsetzt und die mögliche Größe nicht nur für den Verkaufsraum, sondern auch für ein kleines Büro und Lager nutzt.

Die Zeit im Container

Seit dem Abriss ihrer alten Trafik hatte Margit Schöberl in einem Container gearbeitet: „Das war fürchterlich – im Sommer heiß, im Winter kalt und immer eng und finster. Deshalb bin ich schon übersiedelt, bevor das Geschäft richtig fertig war. Ein halbes Jahr im Container hat mir gereicht!“

Ein Schmuckstück

Der neuen Trafik sieht man nicht an, dass sie kein massiver Bau ist, dank Isolierung und Verputz fügt sie sich gut ins Ortsbild. Der Supermarkt sorgt für Kundenfrequenz und bietet Parkplätze. „Ich habe eine Riesenfreude mit dem neuen Geschäft“, strahlt Frau Schöberl. „Mit 27 Quadratmetern Verkaufsraum habe ich mehr als doppelt so viel Platz wie früher, dazu noch Büro und Lager. Das Arbeiten in dem hellen und geräumigen Lokal macht echt Spaß und der Umsatz läuft auch sehr gut. Ich habe noch den Ticketverkauf dazugenommen, der von den Leuten gut angenommen wird. Einige Kollegen waren auch schon bei mir und haben sich meine Trafik genau angeschaut.“

Alles perfekt also? „Nicht ganz“, meint Frau Schöberl lächelnd: „Die alte Kassa stört mich noch. Aber die neue ist schon bestellt und wird dann gut ins Farbkonzept passen. So etwas ist mir als gelernte Grafikerin einfach wichtig.“  

Erstmalig veröffentlicht im Mai 2015.