Nicht der erste Neubeginn

Trafikanten
01.07.2021

 
Seit April dieses Jahres (2014) befindet sich das Tabakfachgeschäft der Familie Bleha an einem neuen Standort im Fischapark. 

"Uns haben häufig Kollegen und Kunden gefragt, warum sie zur Eröffnungsfeier nicht eingeladen waren“, schmunzelt Christine Bleha. „Dabei ist die Antwort ganz einfach – es gab sie noch nicht, weil wir einfach keine Zeit dafür hatten.“ Dabei war alles so schön geplant: Das „alte“ Geschäft wurde am 10. März zugesperrt, das neue am 10. April eröffnet. Das klingt eigentlich richtig entspannt.

Die Vorgeschichte

Der Vater von Christine Bleha hatte als Kriegsversehrter im Jahr 1948 eine Trafik in Wiener Neustadt bekommen, 1985 übernahm seine Tochter und verlegte das Geschäft 1996 in den Fischapark. Im Zuge von Umbau und Erweiterung des Shoppingcenters sollte auch die Trafik mit rund 900 Kunden täglich verlegt werden. 

Zwischenlösungen waren schnell vom Tisch. „Uns wurde ein Container angeboten – mit zehn Quadratmetern“, schüttelt Michael Bleha den Kopf. „Laut Vertrag hatten wir Anrecht auf eine gleichwertige Ersatzlösung, also haben wir uns auf einen direkten Umzug ohne Zwischenstation geeinigt.“

Gründliche Planung

„Wir haben uns für die Planung wirklich viel Zeit genommen, und das hat sich rückblickend ausgezahlt“, erzählt Michael. „Das halbe Jahr war dabei nicht nur für die Raumaufteilung wichtig, sondern auch für die Strukturierung der Abläufe. Begonnen habe ich mit der Warenwirtschaft, 10.000 Artikel wollen schließlich gut untergebracht werden. Ausreichende Lagerflächen standen deshalb ganz oben auf der Prioritätenliste. Dafür habe ich sogar Zigarettenstangen abgemessen, um wenig Raum zu verschenken.“ 

Mutter und Sohn hatten danach mehrfach Angebote von Einrichtern eingeholt und sich letztlich für Trup Design entschieden. „Durch die gewissenhafte Vorbereitung sind wir dann recht schnell auf einen grünen Zweig gekommen. Wir haben schon den ersten Vorschlag gespiegelt umgesetzt“, sagt der Trafikantensohn. „Trotz aller Planung halten einen dann aber die Details auf. Auf Urlaub war in dem Monat, als wir geschlossen hatten, keiner von uns: Ich habe in der Nacht vor der Eröffnung die letzten Waren eingeschlichtet.“ Unter anderem hatte eine vom Center um neun Zentimeter falsch gesetzte Kernbohrung für die Klimatechnik des Humidors die gesamte Zigarettenseite nach vorn verschoben.

Das neue Geschäft

121 Quadratmeter teilen sich nun auf 20 Quadratmeter Büro und Lager sowie den Verkaufsraum auf. Durch die vom Fischapark vorgeschriebene Portalgestaltung musste im Eingangsbereich etwas Platz verschenkt werden – das frisst den 
Flächenzuwachs gegenüber dem alten Geschäft nahezu auf. Deutlich spürt man aber die andere Form der Verkaufsfläche, wie Michael Bleha erklärt: „Wir sind jetzt quadratischer. Das kostet zwar Regalmeter, fördert aber die Übersicht für die Kunden und für uns. Wir bringen aktuell 110 Laufmeter Zeitschriften unter, im hinteren Bereich liegt die Fachabteilung mit begehbarem Humidor, schöner Pfeifenauswahl und eigenem Kassenplatz.“ 

Zeitschriften sind ein wichtiges Standbein der Blehas. Man leistet sich ein Vollsortiment, das alleine zwei bis drei der zwölf Angestellten beschäftigt. „Dafür kommen die Leute auch teilweise aus der Steiermark zu uns, weil sie bei uns Titel bekommen, die sonst keiner hat“, plaudert Christine Bleha aus dem Nähkästchen. „Die rund 250 Reservierungen füllen drei große Laden – aber für die Kundenbindung ist der Zeitschriftenservice nicht hoch genug einzuschätzen.“ 

Das Konzept geht ganz offensichtlich auf: An durchschnittlichen Tagen kommen rund 1.200 Kunden ins Geschäft, bei Lotto- oder Euro-Millionen-Jackpots können es auch einmal 2.000 sein. An derart starken Tagen werden alle drei Hauptkassaplätze besetzt.

Alles perfekt?

Gibt es dennoch Dinge, die man mit dem heutigen Wissensstand anders machen würde? „Das hat uns auch der Christian Pfatschbacher schon mehrfach gefragt“, erwidert Christine Bleha. „Es passt aber wirklich alles – wir haben viel Stauraum, Platz für neue Warengruppen wie Shishas, der Humidor ist nun prominenter sichtbar, die Kundenfrequenz passt. Na gut, wir haben das Zigarettenregal zu groß angelegt, weil wir ursprünglich von Industriekooperationen ausgegangen sind. Auf die verzichten wir jetzt aber gänzlich und sind recht froh, eine markenneutrale Trafik zu haben.“

Ganz im Gegenteil gebe es aber Highlights im Geschäft, die gar nicht auf den ersten Blick ins Auge springen, gibt Michael Bleha zu bedenken: „Das Zigarilloregal ist eigentlich in den Humidor integriert und wird von diesem mitklimatisiert, die Ware ist aber vom Verkaufspult aus erreichbar.“ Sobald es um die Braunware geht, beginnen seine Augen zu leuchten: „Wir haben hier 750 verschiedene Cigarren, bei unserer Kollegin Ilse Sturm gibt es auch einen gut sortierten und begehbaren Humidor. So gesehen ist Wiener Neustadt wohl die Stadt mit der – an der Bevölkerung gemessen – größten Dichte von Habanos-Spezialisten.“

Erstmalig veröffentlicht im August 2014