Viel Mut zum großen Schritt

Trafikanten
24.06.2021

 
Als dritte Trafikantengeneration stellte eine Kärntnerin ihr Fachgeschäft auf eine völlig neue Basis.
Die gute Lage am Hauptplatz von Spittal an der Drau konnte Anja Berger behalten, ansonsten hat sich alles zum Besseren geändert. Die Modernisierung hat den schönen Altbau ganz nebenbei auch barrierefrei gemacht.

Schon der kriegsversehrte Großvater war Trafikant im kleinen Ort Kolbnitz im Kärntner Mölltal. Dann übernahm die Mutter das Geschäft. Der umsatzschwache Standort wäre jedoch ein typisches Opfer der Strukturreform geworden, also wechselte die Familie 2014 in eine frei gewordene Trafik in der Bezirkshauptstadt Spittal an der Drau. 2015 übernahm Anja Berger von ihrer Mutter das Tabakfachgeschäft.

Klein, aber mein

Die Lage am Hauptplatz war sehr gut, das Geschäftslokal selbst weniger: ein schmaler, langer Gang von 18 Quadratmetern, deshalb immer zu eng und latent zu dunkel. Dazu ein Lager mit Büro von weiteren 15 Quadratmetern und im Freien liegende Sanitäreinrichtungen. Ein typischer Altbau halt.
„Mit den Jahren ist die Breite des Angebots laufend gewachsen“, erzählt Anja Berger. „Aber für eine vernünftige Präsentation hatten wir keinen Platz. Durch die geringe Breite des Geschäfts haben sich auch die Kunden nicht so wohl gefühlt, dass sie länger als notwendig geblieben wären und beispielsweise Zeitschriften durchgeblättert hätten. Es war klar, dass es so nicht weitergehen kann.“

Die Entscheidung zur Vergrößerung fiel Ende 2017. Ein paar Meter weiter wurde ein Lokal in einem renovierten Altbau frei, das eine Verkaufsfläche von 78 Quadratmetern und wieder ein rund 15 m2 großes Lager­büro bot. Ideale Voraussetzungen, um die Wünsche von Frau Berger umzusetzen: „Wir konnten die gute Lage behalten, hatten viel mehr Raum für die Warenpräsentation, das Lokal ist deutlich heller und freundlicher und zudem erstmals barrierefrei. Also habe ich zugeschlagen.“

Bewährter Partner

Im März dieses Jahres fiel der Startschuss zur Baustelle: Die alte Einrichtung musste herausgerissen und die Decke erneuert werden. Die Professionisten Installateur, Fliesenleger und Elektriker beauftragte und beaufsichtigte Anja Berger selbst. „Das kleine Geschäft ist ja weitergelaufen und einer von uns ist halt immer die paar Schritte rübergegangen und hat auf der Baustelle nach dem Rechten gesehen.“

Für die Einrichtung hatte schon die Mutter auf Pirker Trafik Design gesetzt, diese Geschäftsbeziehung wurde nun erneut aktiviert. Damit war es auch möglich, Teile der Einrichtung des alten Geschäfts in das Neue zu übernehmen: „Wir haben am Samstag zugesperrt, dann haben die Pirker-Mitarbeiter eine Zigarettenwand, ein Verkaufspult sowie Teile der Decke ab- und ein paar Meter weiter wieder aufgebaut. Wir haben nebenher schon im neuen Geschäft eingerichtet und Waren eingelagert. Am Sonntag wurde noch geputzt, am Montag der neue Standort eröffnet. Seit 9. Juli 2018 sind wir jetzt im neuen Geschäftslokal.“

Neu strukturiert

Trotz deutlich vergrößerten Angebots kommt man mit dem kleinen Lager nun problemlos aus – einerseits können die Produkte im Verkaufsraum präsentiert werden, statt im Lager unsichtbar zu bleiben. Und andererseits bietet die neue Trafik auch im Verkaufsraum schon Lagermöglichkeiten. Dazu kommen ein Lottoplatz an der Rückseite der Zigarettenautomaten, ein zweiter Kassenplatz und eine Schiebetür zum Lager, die gleichzeitig Regal für Feinschnittdosen und ­Pouches ist.

Anja Berger ist rundum begeistert: „Die Leute haben jetzt Platz, sich die Wartezeit mit Schmökern und den vielen neuen Produkten zu verkürzen. Wir führen jetzt ein größeres Pfeifensortiment mit eigenem Beratungsplatz, auch der Humidor ist vergrößert worden. E-Zigaretten und Liquids haben jetzt mehr Raum. Das Dampfersortiment ist angenommen worden, noch besser läuft aber der Shisha-Bereich. Ich führe jetzt auch mehr spezifische Zeitungen, die sich die Kunden wünschen. Dafür war vorher kaum Platz – wir konnten nur auf fixe Bestellungen reagieren und diese auf die Seite legen.“

Positive Erfahrungen

Die Rückmeldungen der vielen Stammkunden fielen durchwegs positiv aus. Der Schritt vom kleinen, schmalen Laden ins freundliche große Geschäft war für manche Menschen anfangs ungewohnt, wurde aber gut angenommen. Auch die Trafikantin und ihre beiden Mitarbeiterinnen sind mit ihrem neuen Fachgeschäft glücklich: „Wir haben jetzt auch bei Vollbesetzung den Raum, uns nicht gegenseitig im Weg zu stehen – die Qualität der Arbeit hat sich verbessert, und natürlich freut man sich über das Lob der Kunden. Beim Umsatz haben wir sehr profitiert: Bei Zigaretten und noch stärker bei den ­Cigarren hat sich das Geschäft deutlich verbessert – es spricht sich halt rum, dass es bei uns jetzt viel Auswahl und gute Beratung gibt. Zahlreiche Kunden kommen aus den Seitentälern und ein ­Liquid-Kunde sogar extra aus dem Salzburger Lungau.“

Würde Anja Berger mit der Erfahrung eines knappen halben Jahres im neuen Geschäft rückblickend etwas anders machen? „Nein“, schüttelt die Trafikantin nach kurzem Überlegen den Kopf. „Das passt jetzt genau so, wie es ist.“