Pairing

Anrauchen & Tee trinken: Ein Pairing-Volltreffer

Zigarren
16.10.2023

Wer Tee nur trinkt, wenn Erkältungen zuschlagen, wird überrascht sein. Das Aufguss-Getränk gehört nämlich zu den besten Begleitern einer Zigarre – sofern man einige Regeln beherzigt
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Von den aromatischen Vorzügen eines zur Zigarre aufgebrühten Tees wird hier gleich die Rede sein. Ein wesentlicher Trumpf offenbart sich aber bereits, sobald die Kanne mit dem gewählten Tee einfach am Tisch steht. Es ist das schiere Volumen! Denn während der anderthalb Stunden dauernde Rauchvorgang einer Double Corona nur schwer mit einem Gläschen Rum oder Whisky zu begleiten ist, lässt sich der Tee über die gesamte Dauer hin genießen. Dabei wird man auch einen weiteren Punkt von selbst entdecken, der wichtig für das gelungene Vermählen von Aufguss und Rauch ist: Tee sollte nie zu heiß sein. Denn im Idealfall kühlt das Getränk den Mundraum zwischen den Zügen der präferierten Zigarre wieder ab.

Nur der echte Tee passt gut

Als Plädoyer für einen Eistee sollte man das nicht missverstehen, es reicht, wenn der Tee lauwarm ist. So bleibt er kühler als der heiße Rauch und zeigt auch mehr subtile Noten. Denn reich an Geschmack ist Tee generell. Wobei hier auch angemerkt sei, dass es sich bei den Tipps ausschließlich um solche mit Varianten der Teepflanze (camellia sinensis) handelt. Im deutschen Sprachgebrauch ist dieser Hinweis auf Grünen, Schwarzen und Weißen Tee wesentlich, da landläufig mitunter auch Kräutermischungen als Tees bezeichnet werden. Sie sind aber deutlich individueller und in der Regel aromatisch zu eindimensional – Minze oder Kamille ergeben auf Dauer keinen besonders angenehmen Zigarrenbegleiter! 
Womit schnell auch noch der Kardinalfehler bei der Wahl eines „Zigarren-Tees“ angesprochen sei. Der liegt in jedem Fall in der Überextraktion. Je länger ein Tee zieht, desto mehr Gerbstoff wird auch extrahiert – man erhält am Ende also einen deutlich bitteren Tasseninhalt. Erstrebenswert sind aber weiche und tendenziell süße Geschmacksnoten. Schwarztee mit malzigem oder karamelligem Geschmacksprofil hat hier einen Startvorteil. Kenner werden sofort an Assam-Tee denken, aber auch der blumige Nilgiri ist eine gute Wahl – vor allem für mildere Zigarren. 

Etwas Butterkeks zum Rauch?

Aus der fernöstlichen Tee-Tradition wäre ein klassisch zubereiteter, also schaumig gerührter, Matcha eine Option. Wie bei allen Grüntees ist hier die beruhigend-kühlende Wirkung das wesentliche Element. Man bereitet den Mundraum wieder auf den nächsten Zug der Zigarre vor. Auch hier sollte keine zu intensive Rauchware gewählt werden, um auf bei der Ausdrucksstärke auf Augenhöhe zu bleiben. Dieses Basiswissen zur Zigarrenbegleitung (siehe Trafikantenzeitung 8/2023) hat beim Tee besondere Gültigkeit.

Die Vielfalt der Tee-Aufbereitungen liefert aber auch ohne Aromatisierungen (Schwarztee mit Toffee etwa wäre sehr Zigarren-freundlich) Abwechslung. Einer der besten Begleiter zu Puros trägt den Namen „Oolong“. Es ist ein halb-fermentierter Tee, der vor allem in seiner Variante „Milky Oolong“ zu begeistern weiß. Der Geschmack erinnert an Butterkekse und bringt mit der namensgebenden Milchigkeit auch eine gewisse Cremigkeit mit, die den warmen Rauch wunderbar komplementiert. Für alle „britisch“ sozialisierten Teefreunde sei erwähnt, dass Milch im Tee aus diesem Grunde auch eine gute Option darstellt. Der leichte Fettfilm im Mund, unter Sensorikern als „oral coating“ bekannt, wirkt wie ein Filter und mildert eventuell zu kantige Geschmacksnoten der Zigarre. Zudem kühlt die Milch auch den Gaumen, der sich wieder der Fülle des Rauchgeschmacks hingeben kann.

Die persönliche Mischung

Für kräftigere Formate wiederum braucht es intensivere Geschmacksbilder, um den Tee nicht untergehen zu lassen. Eine interessante Variante, die aber auch Ausprobieren voraussetzt, ist der „Smoky Earl Grey“. Das britische Traditionshaus „Fortnum&Mason“ bietet unter diesem Namen eine Mischung des Lapsang Souchong mit dem bekannten Tee mit Bergamotten-Öl an. Der auch als „Rauchtee” bekannte Lapsang ist pur mitunter zu viel des Guten, er verleiht aber Mischungen eine feine Würze. Eine Variante, die das bekannte Brüsseler Teehaus „Comptoir Florian“ für Zigarrenraucher neben seinem 50:50-Blend anbietet, sieht nur 20% des Rauchtees vor. Frucht, dezente Säure der Zitrusfrucht und Würzigkeit interagieren fein mit Zigarren, vor allem Longfillern aus Honduras oder Nicaragua.

Womit ein weiterer Vorzug eines Tees zur Zigarre angesprochen wurde: Fachgeschäfte mischen auch individuell für ihre Kunden. Sollte beim Test mit der bevorzugten Zigarre also zu wenig Süße, Würze oder Frische in der Tasse sein, lässt sich das bei den nächsten 100 Gramm (zumeist die Mindestmenge) korrigieren. Wenn genügend verschiedene Sorten vorrätig sind, geht das auch im Eigenbau – Sie werden staunen! Und eine eigene „Zigarrenmischung“ ist als Kundenservice einer Trafik schwer zu schlagen.