Pairing

Wo schon der Whisky rauchig ist: Scotch und Zigarre, Teil 1

Zigarren
13.11.2024

Was wäre eine Serie zu Zigarre und Whisky ohne Schottland? Der erste Beitrag zu Scotch widmet sich den kantigsten Vertretern: Mit Torfmalz gebrannten Malts von den Hebriden, allen voran Islay.
Islay

Ein Whisky-Gigant wie Schottland, der rund 150 Brennereien zählt, lässt sich nicht in Bausch und Bogen behandeln, wenn es um die Zigarren-Begleitung geht. Je nach Zählung umfasst das Territorium des Scotch schließlich fünf bzw. sechs Regionen, wenn man zu Highlands, Speyside, Lowlands, Campbeltown und Islay auch die anderen Inseln als eigene Whisky-Zone („Islands“) rechnet. Zwar sind die regional gepflegten Stile keinesfalls mehr so klar getrennt wie im 20. Jahrhundert, doch ein wenig Wissen schadet nicht, um Ihren Kunden die idealen „Sticks“ aus dem Humidor zu verkaufen.
Die Grundfrage lautet vor allem, welchen Stil bevorzugt jemand, „der gerne Whisky mag“. Viel konkreter wird es oft nicht beim Spirituosenkauf. Doch genau dieses vage Beschreiben macht es dann dem Fachhandel schwer. Um es österreichisch zu sagen: Was soll man empfehlen, wenn „jemand gerne Wein trinkt“: Schwere Rote, spritzigen Veltliner, eine reife Trockenbeerauslese oder duftigen Muskateller? Denn ähnlich klar sind die Vorlieben und Abneigungen auch in der Welt des Scotch. Wer sanfte Destillate mit „Werther’s Echte“-Karamellgeschmack mag, wird mit einer rauchigen Fass-Stärke mit 56% vol. wenig Freude haben. Das gilt allerdings auch umgekehrt. Daher versuchen wir auch, in mehreren Folgen die Whiskystile und ihre besten Zigarrenbegleiter zu beschreiben.

Torfmalz kennt auch Unterschiede

Den Anfang macht dabei die markanteste Region: Islay. Aus Sicht der alten Whiskyfans ist hier die Welt noch in Ordnung; ein klarer Stil dominiert auf der Hebrideninsel. Er verdankt sich dem Torfrauch, mit dem historisch das Malz getrocknet wurde. Der Rauch, der die Keimung der Gerste stoppte, prägte dann auch den Geschmack. Und der ist nicht überall gleich „rauchig“. Je nachdem, welches pflanzliche Material den Torf ausbildete, können es mehr Wald-Anteil oder Algen, Heidekraut oder Blätter gewesen sein, die den späteren Geschmack prägen. Gemeinhin gilt aber der insulare Torf Islays als jener, der am reichsten an Cresolen, einer der chemischen Komponenten von Rauchgeschmack, ist. 
Dem gegenüber wirkt Torf von den Orkney-Inseln (ihn nutzt z. B. „Highland Park“) immer etwas sanfter. Doch bevor wir uns ins Detail verlieren: „Peated whisky“ ist vor allem ein Relikt der alten Zeit und definitiv nicht jedermanns Sache! Die Hansaplast-Noten und die Jod-Düfte dieser Single Malts erinnern viele ans Spital, der Geschmack nach Speck und Leder überfordert zudem viele Whisky-Anfänger. Wer aber bislang dieser Serie folgte, wird sich an das komplementäre Aroma für diese kantigen Akkorde erinnern – es ist Fruchtigkeit, gerne auch mit Süße gepaart. 

Süße wird als Spielpartner gesucht!

Damit lässt sich einerseits schon die erste Zigarre wählen; erdig-blättrige Noten passen etwa nicht zu den Inselwhiskys. Eine betonte Fruchtausprägung schon. Womit ein milder getorfter Islay-Malt wie Bowmores „Vault No.1“ zu einem würzigen, aber nicht zu kräftigen Format wie „The Leaf by Oscar“ gut passt. Viel einfacher ist es aber, die Süße aus der Fasslagerung eines rauchigen Whiskys ins Pairing einzubinden. Hier bieten sich in ehemaligen Sherry- oder Portwein-Fässern gereifte Malt Whiskys an. 
Der diesbezüglich gut verfügbare Talisker „Port Ruighe“ stammt zwar von der Insel Skye, aber auch dort mag man seinen Torfrauch. Und die Empfehlung dazu lautet ebenfalls auf mittelkräftig, was die Zigarre betrifft – sehr gut nimmt der nussig-cremige Charakter der Leonel White Toro die rote Beeren-Süße des Talisker auf. Auch der Bunnahabhain „Stiùireadair“, einer der wenigen Islay-Whiskys ohne Rauchmalz, ist ein echter Zigarrenfreund. Hier wäre etwa eine Punch „Short de Punch“ ein nussig-mildes Pairing zum Sherry-satten Single Malt.

Nicht immer muss es Whisky sein

Schwierig wird es allenfalls bei den stark getorften „Peat Monstern“ wie Ardbeg oder Laphroaig. Hier sind die Werte für den Torfrauch – gemessen in „phenolic parts per million“ (oder „ppm“) – um die 50 ppm. Das macht es Zigarren schwer Schritt zu halten. Zumal die Abfüllungen in der Regel auch mehr als nur 40% vol. aufweisen. Ein Format wie die kubanische Trinidad „Vigía“ begegnet aber z. B. dem „Wee Beastie“, einem fünf Jahre gereiften Ardbeg, durchaus auf Augenhöhe. 
Und auch ein paar Tropfen Wasser in den kräftigeren Islay-Malts schaden nicht. Denn zumindest eines der beiden kräftigen Genussmittel sollte man zähmen, wenn es unbedingt ein „peated“ Malt zum Zigarrenrauch sein soll. Wenn das nicht verpflichtend ist, dann folgen in der nächsten Ausgabe einige Whisky-Zigarren-„Ehen“, die im Himmel geschlossen wurden.