Pairing

Zigarre rauchen und Limo trinken – geht das?

Zigarren
13.12.2023

Das Klischée mag nach Rum zur Zigarre verlangen. Doch was rät man einem Cola-Trinker unter seinen Kunden? Diese und andere Limonaden-Fragen klärt eine neue Folge unsere Pairing-Serie.
Limonade

Beginnen wir mit den wichtigsten „technischen“ Daten, wenn es um eine möglichst große Harmonie von Zigarren und Limonaden gehen soll. Da wäre zum einen die Absenz von Alkohol, die auch einen 90-minütigen „smoke“ locker mit einer Flasche Orangenlimo, Cola und Co. begleitet. Zum anderen kann sich allenfalls der Zucker nach einem Liter des Getränks bemerkbar machen. Allerdings ist die Süße der Erfrischungsgetränke auch eine wesentliche Brücke, wenn es um die Anschlussfähigkeit an Bittertöne im Rauch geht. Das kennen aufmerksame Leser bereits aus der Folge zum Thema Rum.
Allerdings ist noch eine weiterer Punkt zu beachten, der wiederum eher an die letzte Ausgabe der Trafikanten-Zeitung anschließt: Was für die Kohlensäure des Schaumweins gegolten hat, gilt natürlich auch für das gebundene Gas in der Limo. Mit dem Prickeln wird auch der Gaumen gereinigt, allerdings hebt die Kohlensäure zuvor noch alle Geschmackseindrücke – leider auch die unangenehmen. Doch bevor es zu theoretisch wird, schließen wir diesen Exkurs ab. Wichtig für die Wahl einer passenden Limonade zur Zigarre ist also, dass die Aromen gut auf jene der Rauchware abgestimmt sind. Denn ansonsten verstärkt jeder Schluck Cola, Orangen- oder Zitronenlimo die nicht 100 % passende Paarung.

Der schwierige Fall: Zitronenlimo

Vor allem ist bei der Getränkewahl Zitrusaromatik nicht gleich Zitrusaromatik. Vor allem, wenn auch noch Fruchtfleisch („Pulpe“) von Zitronen im Spiel ist, wird es eng für die Zigarren-Geschmacksnoten. Insofern ist die Wahl einer Orangenlimonade hier deutlich vorzuziehen, während die Säure von Grapefruit oder Zitrone meist ein echtes Problem für die Gerbstoffe der Zigarren darstellt. Hier allerdings ist die Süße das entscheidende Kriterium. Zuviel davon lässt die Limo klebrig süß wirken, während die nicht so lieblichen Varianten in der Regel zu größeren Formaten – ab Corona – besser abschneiden. Als attraktive Kombination für Einsteiger erweist sich dabei eine zucker-arme Orangenlimo mit einer milden Dom. Rep.-Zigarre. 
„Obacht vor dem Zucker“ gilt auch für die an sich bestens als Rauchbegleiter geeignete Kategorie Cola. Denn Vanille und Gewürze, die hier neben Koffein zum Einsatz kommen, liefern ebenso wie das leichte Karamell-Tönchen dieses Erfrischungsgetränks gute Ansätze, um ein genussvolles Pairing zu garantieren. Allerdings ist auch hier die doppelte Verstärkung das wichtigste Kriterium. Die Bitterstoffe der Zigarre lassen jede Süße höher wirken, als sie tatsächlich ist, während die Kohlensäure jeden kleinen Querschläger im Geschmack akzentuiert. Tatsächlich eigenen sich daher weniger bekannte Cola-Marken, die mit dem Süßen zurückhaltender umgehen, besser als die Weltmarken Coca Cola und Pepsi. Ein nicht leicht erhältliches, aber spannendes Produkt stellt etwa „Baladin Cola“ des piemontesischen Brauers (!) Teo Musso dar. Der Softdrink verwendet natürliche Kolanuss aus Sierra Leone und verzichtet auch auf Karamell als Färbemittel. Die damit intensiv rot ins Glas kommende Italo-Cola harmoniert z. B. bestens mit Puros aus Nicaragua.

Erfrischer, nicht immer Begleiter

Gut aufgehoben sind die Limonaden neben dem Zigarren-Aschenbecher in jedem Fall, wenn man sich als Gaumenreiniger betrachtet. Neben der Funktion als Durstlöscher spielen sie dabei ihre Trümpfe aus. Als Standard-Begleiter zur Lieblingszigarre wird man vermutlich länger nach einer passenden Marke suchen müssen. Allerdings sind hier Überraschungen immer möglich. Etwa, wenn man die leicht „amerikanische“ Variante eines „Cherry Cola“ mit einer kleineren Maduro (z. B. von Macanudo) kombiniert. Diese Frucht passt zu den Gerbstoffen der Rauchware gut. Und natürlich hat man als gelernter Österreicher auch eine Lösung parat, wenn das Getränk dennoch zu süß sein sollte: Aufspritzen hilft hier durchaus, denn mit etwas Soda verschwindet auch vordergründige Süße. Auch so manches „near water“, wie die Getränkebranche aromatisierte Mineralwässer nennt, kann da punkten. 
Denn die Fruchtaromen – etwa Brombeere – können gut zur Zigarre passen, während die Süße eher reduziert wirkt. Generell stellt die Angebote der letzten Jahre auf dem alkoholfreien Sektor einen Pluspunkt dar. Denn sie haben eine gehörige Erweiterung der Geschmackspalette bewirkt. So kommen Cranberry- und Ananaslimonaden ebenso in Betracht wie Erfrischungsgetränke mit Kohlensäure und heimischen Aromagebern (z. B. Enzian oder Waldbeeren).

Rumprobieren statt Rum trinken?

Wer gerne zu Limonaden greift, sollte sich die Zeit nehmen, die Nischenanbieter mit seiner Lieblingszigarre zu kombinieren. Hier warten in der Tat tolle Kombinationen, die im Idealfall aromatischen Anschluss finden und zugleich über die Kohlensäure auch den Gaumen wieder auffrischen. Das können nur weniger Getränke – die Suche nach der Lieblingslimo lohnt sich also tatsächlich. Und der Preis liegt zudem ebenfalls weit von einem Premium-Rum oder Single Malt entfernt. Was in Zeiten wie diesen auch nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Lieber nicht bei der Zigarre sparen, dafür vielleicht nur Cola statt Cola-Rum trinken. Klingt doch schon fast wie ein Neujahrsvorsatz für 2024 …