„Die Tabakindustrie“ gibt es so nicht mehr …

Interview
14.06.2021

 
… meint JTI-Corporate-Affairs-&-Communication-Chef und Mitglied der Geschäftsleitung Ralf-Wolfgang Lothert im Gespräch, das wir mit ihm zu den Auswirkungen der Pandemie und zahlreichen anderen Themen geführt haben.
„Die nächsten fünf bis sechs Jahre werden aus Regulierungs- und Belastungssicht spannend!“, warnt Ralf-Wolfgang Lothert.

Wie ist JTI durch Coronakrise und Lockdowns ­gekommen? 

Wirtschaftlich war es – wie wohl für die ganze Branche – ein gutes Jahr. Das lag einerseits an der anerkannten Systemrelevanz der Branche, wodurch die Trafiken offen bleiben durften, und andererseits an den geschlossenen Grenzen. Die 100 Mio. Euro Tabaksteuer-Mehreinnahmen sprechen da eine eindeutige Sprache. Wenn man so will, wurde in Österreich nicht mehr Volumen konsumiert, aber dafür mehr in Österreich gekauft und versteuert. 

Und natürlich freuen wir uns über die vielen Auszeichnungen für JTI: als Top-Employer, wo wir zum fünften Mal in Folge Nummer eins sind, als zertifizierter Leitbetrieb, als familienfreundliches Unternehmen und als „Office of the Year“. Letzteres klingt ein wenig komisch in einer Zeit, wo von 90 Mitarbeitern höchstens 15 bis 20 gleichzeitig im Büro sind …

Hat sich aus Ihrer Sicht auch die Tabakbranche in dieser Zeit verändert?

Was sich in den vergangenen ein, zwei Jahren herausgestellt hat, ist, dass es „die Tabakindustrie“ so nicht mehr gibt, weil die Interessen so unterschiedlich geworden sind. Manche Unternehmen fokussieren derzeit fast ausschließlich auf Ersatzprodukte, und ein Player will ganz weg von der Zigarette – obwohl er aber gleichzeitig weiter damit am Markt ist. 

Das hat Folgen, die längerfristig zum Problem werden: Tabak zum Erhitzen hat derzeit ca. zwei Prozent Marktanteil und zahlt nur einen Bruchteil der Tabaksteuer anderer Tabakprodukte. Wenn das Segment 2023 bei 5 Prozent liegt, dann verliert der Finanzminister jährlich bereits 70 Mio. Euro an Tabaksteuer – dieses Geld wird sich der Staat irgendwo holen wollen und müssen. Naheliegend wäre es aus meiner Sicht, sich die Differenz von jenem Produkt zu holen, das den Steuerausfall verursacht. Müsste die Zigarette diese Last tragen, würde sich der Packungspreis schlagartig um möglicherweise 60 Cent verteuern. 

Wie schätzen Sie die Marktentwicklung des E-Zigaretten-Segments ein? War das US-Problem 2019 nur ein Knick, oder hat der gesamte Markt nachhaltigen Vertrauensschaden genommen?

Das euphorisch prognostizierte Dauerwachstum des Dampfermarktes ist Geschichte – das tritt so nicht mehr ein.

Das Bundesgremium versucht ja derzeit lautstark, die Nikotinpouches ins Tabakmonopol zu bekommen.

Nikotinprodukte und rauchbaren Hanf in das Monopol aufzunehmen ist sicherlich sinnvoll. Auch die Diskussion um die E-Zigaretten gehört in diesem Zusammenhang erneut geführt. 

Birgt eine Monopolisierung von Pouches und E-Zigaretten nicht die Gefahr, dass diese Produkte auch mit Tabaksteuer belegt werden?

Nicht notwendigerweise. Und selbst wenn, bleibt die Frage, in welcher Höhe das passiert.

Wenn Sie einen Wunsch an die Politik erfüllt bekämen – welcher wäre das?

Da hätte ich gerne die Wiedereinführung der 200-Stück-Regelung für den Grenzübertritt. Die geschlossenen oder wegen Quarantäne quasi unüberwindlichen Grenzen haben nun erstmals ein sehr plastisches Bild der Größenordnung dieses legalen kleinen Grenzverkehrs vermittelt.

Das vollständige Interview können Sie ab 18. Juni in der druckfrischen Printausgabe der Trafikantenzeitung nachlesen.