VCPÖ-Herbsttagung mit neuem Format

VCPÖ
19.10.2017

 
Mit dem "Zukunftsforum" erlebte die Herbsttagung des Verbands der Cigarren- und Pfeifenfachhändler Österreichs in Ansfelden bei Linz heuer eine interessante Premiere mit Zukunftspotenzial.
"El Presidente" Klaus W. Fischer stellte das neue Format erstmals vor.
Der VCPÖ lauschte den Referaten; die Vortragenden waren jeweils nur beim eigenen Referat im Raum.
Zwischen 9.00 und 18.00 Uhr sorgten die Vorträge, Pausen für Gespräche und das Mittagessen für ein nie langweiliges Programm.

"Eigentlich seid Ihr daran schuld, dass wir das gemacht haben." wandte sich VCPÖ-Präsident Klaus Fischer an tobaccoland-Geschäftsführer Pablo Di Biase. "Ihr habt uns auf der Messe viele unserer wichtigen Partner vorenthalten, also haben wir sie kurzerhand eingeladen."

Der Einladung für Montag, den 16. Oktober, waren neben den tob-Partnern Davidoff, Dannemann, Habanos, Villiger und Von Erl auch DanCzek, House of Smoke und Moosmayr gefolgt. Die Unternehmen hatten auf Tischen kleine, aber gezielte Teile ihres Sortiments mitgebracht und Impulsreferate unter der gemeinsamen Überschrift "Gemeinsam Zukunftsperspektiven entwickeln" vorbereitet.

Schwerpunkt Cigarre

Zu diesen Bereichen referierten für Davidoff Rafel Chavanne und Werner Rafetseiter. Sie stellten das hauseigene Ambassdor-Programm im Detail vor und konnten von eindrucksvollen Umsatzsteigerungen trotz seit 2012 nur um drei Prozent gestiegener Absatzmengen bei ihren besten Handelspartnern berichten - offenbar gelingt es dort, die Kunden auf höherwertige und damit auch teurere Produkte "umzustellen". Die noch junge Davidoff Academy unter der Führung von Isabella Keusch bietet mittlerweile ein breites Ausbildungsprogramm vom Tabaksamen bis zur fertigen Cigarre, das modular angelegt ist. Es wird bei den Ambassadoren starten.

Thomas Hammer warf für 5th Avenue einen erfreulichen Blick in eine jüngere Vergangenheit, die von einer ungebremsten Aufwärtsentwicklung der kubanischen Longfiller gekennzeichnet ist. Der Saisonverlauf bzw. das Rauchverhalten haben sich aber deutlich verändert: "Während wir früher ein Sommerloch hatten ist der Juli inzwischen unser umsatzstärkster Monat im Jahr." Hammer führt dies auf zunehmende Rauchverbote und eine Verlagerung des Cigarrenrauchens ins Private sowie in Gastgärten zurück. Der Versuch der Industrie, auf diese Veränderungen mit der Einführung von Short Smokes zu reagieren, ging allerdings an der Realität vorbei: "Stattdessen haben Formate von der Robusto aufwärts zugelegt." Behördliche Rauchverbote haben dafür nach deutschen Erfahrungen nur einen kurzfristigen Effekt auf den Cigarrenabsatz: "In Bayern mit seinem 10 Jahre alten Gastro-Rauchverbot liegen die Verkaufszahlen mittlerweile über dem vorigen Niveau. Wie erfolgreich ein Geschäft aber in diesem Sektor ist, hängt stark von der Einstellung der Betreiber, ihrem Service und der Breite ihres Portfolios ab."

Villiger Exportleiterin Simone Hees legte dar, dass Europa mittlerweile ein Kontinent von Rauchverboten ist - wenngleich mit teils starken regionalen Unterschieden.Während der Zigarettenabsatz unter diesem Faktor mengen- wie wertmäßig leide sei kaum ein Effekt bei der Cigarre und bei Braunware insgesamt zu beobachten. Hier verlaufe die Saison zwar sehr temperatur- und wetterabhängig, in Summe aber stabil. "Im Sommer wird der zweifache Cigarrenumsatz des restlichen Jahres gemacht." weiß Hees zu berichten. "Da ist eine Konzentration auf margenstarke Produkte sinnvoll." Eine Möglichkeit, die Wetterabhängigkeit des Tabakgenusses zu durchbrechen, wird in Großbritannien vorgeführt: Hier wurden von der Gastronomie eigene Raucherbereiche eingeführt, die weit über den vor dem Eingang stehende Aschenbecher hinausgehen. Diese COSAs (comfortable outdoor smoking areas) genannten Bereiche sind oft eine Mischung aus Schani- und Wintergarten, teils mit bequemen Sitzmöbeln und Heizschwämmen - sie funktionieren, da die Raucher länger verweilen und mehr konsumieren.

Das kurze Referat von Cigar Journal-Herausgeber Reinhold Widmayr zu seiner Initiative "Cigar Rights of Europe" beschloss den Cigarrenteil der Vorträge. Diese Lobbyorganisation der Cigarrenraucher orientiert sich nach dem erfolgreichen amerikanischen Vorbild und ist inzwischen in 22 europäischen Ländern tätig. Sie macht sich mit Mails an Politiker und nun auch Social Media-Arbeit gegen das Konsumationsverbot in Cigarrenlounges stark. "Cigar Rights of Europe" vertritt zwar nur einen kleinen Teil der Raucher, schärft aber das Bewusstsein der Politik für die Belange der Tabakgenießer. Widmayr ruft deshalb die Branche dazu auf, die Initiative durch das Auflegen von Infomaterial in den Trafiken zu unterstützen.

Alternative Nikotinprodukte

House of Smoke-Chef Rainer Gunz stellte seine Eigenentwicklung Faro vor. Diese nach MVG-Definition "Lutschsäckchen mit Nikotin" enthalten keinen Tabak, sondern ein Trägermaterial mit Aromen und Nikotinsalzen. Von der Zielgruppe liegt Faro ziemlich genau zwischen dem nun verbotenen Kautabak und dem beliebten, aber offiziell nur in Schweden erhältlichen Snus. Und die Kunden nehmen diese Alternative offenbar an, wie Gunz erzählt: "Innerhalb von nur sechs Wochen verkauft sich Faro so stark wie früher der traditionelle Kautabak - ist dabei aber dank der Säckchen viel konsumfreundlicher und weniger schädlich." Das Trägermaterial von Faro ist übrigens Tee.

Ein ähnliches Produkt stellte mit On! auch Stefan Luchar von Dannemann vor. "Eigentlich wollten wir einen Al Capone Kautabak bringen. Nach dem Kautabak-Verbot sind die Nikotin-Pouches nun unsere Reaktion." Luchar sieht einen starken Trend zu portionierten und konsumfreundlichen Produkten. On! eigne sich auch gut als Alternative im Flugzeug oder sonstigen strikten Nichtraucherbereichen, denn "rund 50 Prozent des Nikotins werden in den ersten zwei Minuten absorbiert". Bei der Wahl zwischen den Stärken 2 oder 4 mg sei aber Vorsicht geboten - für Einsteiger eignet sich eher die schwächere Variante. Auch der Jugendschutz sollte ein freiwilliges Thema sein: "Wir wollen ja nicht, dass 14jährige nach einem 4-mg-Sackerl vor der Trafik kollabieren ..." On! basiert auf Zellulose als Trägermaterial. 

Die E-Zigarette

Susanne Moosmayr und ihr E-Zigaretten-Spezialist Christoph Gabl gaben einen Überblick über die Entwicklung des Marktes: "In dem Jahr zwischen August 2016 und August 2017 haben Liquids und Zubehör ein Plus von 260 Prozent gebracht, E-Zigaretten sogar von 285 Prozent." Im mehrjährigen Trend liefern deutsche Zahlen noch eindrucksvollere Größenordnungen - während 2010 eine Million Nutzer rund 40 Mio. Umsatz brachten liegen die Vergleichswerte heuer bei 3,7 Millionen Verwendern, die Umsätze von rund 600 Mio. Euro generieren. Der Trend geht klar zu immer leistungsstärkeren nachfüllbaren Geräten. Als Erfolgsfaktoren sieht Moosmayr die Parameter Sortiment, Personal und Beratung - sowie eine gemeinsame Inbetriebnahme neuer Geräte mit dem Kunden: "So können Sie sicher sein, dass das Gerät in Ordnung ist und der Kunde ist informiert und zufrieden." Susanne Moosmayr sieht die Tabakbranche ganz allgemein sehr positiv und zukunftssicher aufgestellt.

Manuela Vogt beleuchtete für Von Erl ebenfalls den Dampfermarkt: "Der globale Markt wird bis 2018 auf rund 20 Milliarden Euro geschätzt, wovon rund die Hälfte auf die USA entfällt. In Österreich versorgen rund 300 Spezialisten unter den Trafiken sowie 80 Dampfershops einen derzeit etwa 22 Mio. Euro starken Markt. Die Dampferquote liegt momentan bei 1,4 Prozent, mit einem 50prozentigen Wachstum." Die verkauften Geräte seien zu 90 Prozent offene (Nachfüll-)Systeme und zu 10 Prozent geschlossen (Kartuschen-)Systeme. Rund 40 Prozent des Marktes würden mit Produkten von Tabakkonzernen abgedeckt, der Rest der Hardware kommt fast ausschließlich aus China. Im von Verbrauchertrends bestimmten Liquidbereich sei Europa führend. Eine breite Zielgruppe sieht Vogt naturgemäß für MY: "Moderne geschlossene Systeme haben eine breite Zielgruppe; sie sind einsteigerfreundlich, einfach, richten sich aber auch an erfahrene Dual User und Dampfer, die Nikotin, aber keine großen Wolken haben möchten."

Vorstellungen

Gänzlich ohne Produktwerbung kam Michael Rühlemann aus, der sich in freier Rede als der neue DanCzek-Geschäftsführer (seit 1. Oktober) vorstellte. Der banchenfremde Vertriebsprofi war vor einem starken Jahr zu DanCzek gestoßen und sprach über seine Pläne: "Wir werden einen Webshop als weitere Bestellmöglichkeit installieren - die Zeiten des Bestellungen aufschreibenden Außendienstes sind ja großteils vorbei. Wir werden alle Außendienstmitarbeiter behalten, sie werden aber eher zu Beratern und Vorstellern neuer Produkte. Im Bereich E-Zigarette haben wir uns lange bewusst zurückgehalten. 2018 steigen wir in diesen Bereich ein; bei head-not-burn evaluieren wir noch." Insgesamt sieht Rühlemann die klassische Zigarette aber noch lange als Basisprodukt der Raucher: "Bei allen Alternativen stehen wir nach meiner Sicht erst am Anfang des Anfangs ..."

Ganz der Suche nach alternativen Trafikprodukten hat sich derzeit tobaccoland verschrieben, wie Geschäftsführer Pablo Di Biase darlegte: "Die tob Startup Factory sucht Ideen für Produkte und außergewöhnliche Services, die so noch nicht in den Trafiken angeboten werden. Wir wenden uns hier an internationale Startups, die sich mit ihren Ideen und Projekten bewerben können. Die große Zahl der Einreichungen wird bewertet und auf einige vielversprechende Ideen eingedampft." Mit ersten Produkten aus diesem Suchprozess soll mit Frühjahr 2018 zu rechnen sein.

Fazit

Sowohl Tagungsteilnehmer als auch Vortragende können dem neuen Format des Zukunftsforums viel abgewinnen. Der Erstling darf als gelungen sowie als Vorlage für weitere Veranstaltungen dieser Art angesehen werden.