"Der Steuer-Euro schützt unsere Branche"

Interview
18.04.2023

 
Andreas Schiefer mag "nur" noch Wien-Obmann sein, Gespräche mit dem teils gefürchteten Querdenker bringen aber immer wieder interessante Ideen der anderen Art aufs Tapet. Wir haben uns einmal mehr mit ihm getroffen.
Wien-Obmann Andreas Schiefer mit einem gut zu ihm passenden T-Shirt ...

Im Herbst hat das Landesgremium Wien eine Kampagne „Meine Wiener Trafik, mein Grätzel“ gestartet. Wie ist das gelaufen?

Das Regionale ist wichtig und das Grätzel ist die kleinste Einheit. Eine Trafik muss in ihrem Umfeld vernetzt sein und einen Fixpunkt bieten, mit Vielfalt, aber auch Beständigkeit. Die Kampagne soll das Bewusstsein für die wichtige soziale Funktion der Trafiken fördern. Ohne diese Wertschätzung gibt es nur noch an Frequenzstandorten ein Tabakfachgeschäft.

Für heuer ist die Wahl eines von den Kunden gewählten „Grätzelhero“ geplant. Da möchten wir in der Nähe der Trafik ein kleines Fest organisieren. Aktuell haben wir die Kooperation mit der Werbeagentur Omnes verlängert, weil unsere Kampagne gut angenommen wurde und die Zusammenarbeit sehr angenehm war. Die Videos verwenden wir jetzt auf Facebook und Instagram. 

Haben Sie Neues von einer Nachfolgeregelung für den § 31 gehört?

Angeblich soll eine Lösung nach dem Wunsch der MVG kommen, aber dazu gibt es ja nichts Offizielles! Ich finde ja, wenn ich meinen Job gekündigt habe und einige Jahre in der Trafik der Familie gearbeitet habe, muss ich auch das Recht zur Übernahme haben – ungeachtet beliebig festgesetzter Fristen. Das betrifft in ganz Österreich über 30 Trafikant*innen.

Es gehört auch geklärt, was sozial ist. Das kann auch eine nichtbehinderte Tochter sein, welche die Trafik ihrer Familie im eigenen Haus weiterführt. Sonst verliert man über das Vergabesystem nach Konzessionsrecht Geschäfte, die mit kleinem Umsatz im eigenen Haus lebensfähig wären, aber nicht mehr ausgeschrieben würden. Damit täte man niemandem etwas Gutes. 

Am Salzburger Fachgruppentag hat Dr. Franz Pietsch vom geplanten „Tabak- und Nikotinsucht­gesetz“ als Nachfolger des TNRSG erzählt.

Mit dem TNSG kommt die nächste Gemeinheit auf uns zu. Aber was mich wirklich aufregt, ist, dass keiner etwas dagegen tut. In Österreich wird „der Tabakhandel“ im Vergleich zu anderen Ländern wenigstens noch gehört – aber dafür müsste die Branche auch mit einer Stimme sprechen. Derzeit kommen zehn verschiedene Leute aus dem Tabakhandel zum selben Beamten und erzählen ihm unterschiedliche Dinge. Das Ergebnis ist dann, dass dieser Beamte macht, was er will.

Die selbst ernannten Sprecher müssten von der Bildfläche verschwinden, dafür brauchen wir ein akkordiertes Auftreten, wie es der CEDT gegenüber der EU vormacht. Wir müssten in Österreich aber die Industrie und die Großhändler mit ins Boot holen und dann den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen. Das ist üblicherweise die Wirtschaftlichkeit.

Wirtschaftliche Produkte sind derzeit die Nikotinpouches und die Einweg-E-Zigaretten. Die einen werden nicht monopolisiert, aber bald geregelt, bei den anderen ist von Verboten die Rede.

Was uns als Branche aufrechterhält, ist der Steuer-­Euro für den Finanzminister, sonst müssten wir uns schon vor einem Nikotinverbot fürchten. Wobei es ja absurd ist, weniger schädliche Alternativen zur Zigarette zu bekämpfen, während sich an Zusammensetzung und Inhalt einer Zigarette durch die Reglementierung (bis auf Aromenverbote) nichts ändert. So gesehen wäre eine Nikotinsteuer auf Pouches der richtige Schritt, um dem Finanzministerium die Monopolisierung der Pouches schmackhaft machen zu können. 

Die Einweg-E-Zigaretten folgen dem üblichen Schema: Es kommt ein neues Produkt, an dem verdienen wir ein paar Monate gut, dann kommt der Pietsch und beanstandet es und der Großhandel judiziert das Problem nicht aus, sondern macht einen Rückzieher. Wenn ein Produkt bei einem Ages-Test beanstandet wird, gehört es vom Markt – in ganz Österreich. Da darf es dann nicht sein, dass eine Trafik Strafe zahlt und die Nachbarn verkaufen ungestört.

Das vollständige Interview können Sie ab 21. April 2023 in der druckfrischen Printausgabe der Trafikantenzeitung nachlesen.