"Rauchbarer Hanf und Nikotinprodukte gehören in die Trafik!"

Interview
10.12.2019

... sieht Bundesgremialobmann Josef Prirschl im Interview ein klares Ziel für die Zukunft der Trafikanten.

Herr Prirschl, es ist jetzt fast fünf Jahre her, seit Sie den Job als Bundesgremialobmann übernommen haben. Damals hatte man den Eindruck einer hohen Erwartungshaltung vonseiten der Trafikanten …
Die hohe Erwartungshaltung war auch mir bewusst. Auf der anderen Seite bedeutet das aber auch, dass einem etwas zugetraut wird – und das ist ja durchwegs positiv. Wirklich Ergebnisse zu den großen Themen zu liefern, dauert aber, weil das ein sich ständig entwickelnder und teils auch verändernder Prozess ist, der laufend befeuert werden muss. Ein Ziel politisch zu erreichen, geht nicht von heute auf morgen.

Was sehen Sie als die größten Erfolge Ihrer bisherigen Amtszeit? 
Das gemeinsam mit der Industrie entwickelte Tabaksteuermodell ist einer dieser Erfolge. Da haben wir trotz des Platzens der schwarz-blauen Koalition ein auf drei Jahre angelegtes Modell durchgebracht. 
Ein zweiter Punkt, der sich speziell in Zukunft sehr positiv für die Trafikanten auswirken wird, ist die Mindest-Mindesthandelsspanne, welche die Industrie ein Stück weit in ihrer Preispolitik antreibt.
Das von den Lotterien geplante Provisionskürzungsmodell haben wir durch Druck unserer Mitglieder und mit Unterstützung der Medien vom Tisch bekommen.
Und die Überschüsse der Monopolverwaltung werden nun nicht mehr als Gewinn ans Finanzministerium abgeführt, sondern füttern den Solifonds, wo das Geld ausschließlich den Trafikanten zugute kommt. Hier wurde eine ganz alte Forderung von uns endlich umgesetzt.

Lässt sich wirklich behaupten, dass ein sinkender Prozentsatz eines steigenden Packungspreises trotzdem Mehreinnahmen bedeuten? Oder sorgt die allgemeine Inflation doch eher für einen realen Kaufkraftverlust?
Wir sehen uns da zwei Aspekte an: einerseits den Verdienst pro Packung. Und andererseits den Deckungsbeitrag des Tabaksektors für Tabakfachgeschäfte – und der stieg 2018 trotz sinkender Mengen (–3,6 %) von 301 auf 317 Millionen Euro, ein Plus von 5,6 Prozent.
Die Herausforderung liegt eher in der absehbaren Zukunft: Bis 2030 sollen wir nach übereinstimmenden Prognosen rund 30 Prozent mengenmäßig beim Tabak verlieren. Deshalb sind folgende Faktoren für die Zukunft entscheidend: Spannenerträge wachsen beim Tabak stetig über dem Index. Alle Rauchersatzprodukte mit Nikotin und auch Hanf zum Rauchen müssen exklusiv in der Trafik erhältlich sein. Zusätzlich werden wir noch einen wirklichen zusätzlichen Ertragsbringer be­nötigen.

Welche Themen stehen für die nähere Zukunft auf Ihrer „To-do“-Liste?
Ganz wichtig ist mir die gesetzlich fixierte exklusive Trafikbindung für tabaklose neue Nikotinprodukte wie Lutschsäckchen oder Liquids mit Nikotin und alles Rauchbare. Das Thema Hanf muss auch endlich konsequent geregelt werden. Derzeit verstoßen die Shops nämlich auf jeden Fall gegen ein Gesetz: Bei weniger als 0,3 Prozent THC gegen das Tabaksteuergesetz und bei mehr als 0,3 Prozent gegen das Suchtmittelgesetz. Wir brauchen endlich angemeldete legale Hanfprodukte, dann ist auch der unsinnige Begriff der „Haschtrafik“ vom Tisch, und es gibt keine Argumente mehr für die Politik, uns Trafikanten den Verkauf zu verbieten!

Von wem ging die Initiative zur „Ablöse neu“ aus? Und warum wurde in diesem sensiblen Bereich derart gravierender Änderungsbedarf gesehen?
Der Grund war die Kritik des Rechnungshofs an der freien Vergabe von Trafiken. Wir hatten also Handlungsbedarf! Wir standen also vor der Herausforderung, ein Bewertungssystem zu entwickeln. Die klassische Unternehmensbewertung fiel flach, weil die Finanzprokuratur befand, dass es für das Monopolprodukt Tabak keinen Unternehmenswert geben könne, für den Rest des Geschäfts aber schon. Auf dieser Basis wurde von Professor Bertl das System der Ablöse neu entwickelt und kommt seither zur Anwendung.

Welche Erfahrungen und Resultate bringt die Ablöse neu denn nun?
Aktuelle Ablösen liegen zwischen 17 und 4 Prozent des Tabakumsatzes. Eine 4-Prozent-Trafik ist hart an der Grenze, gar nicht mehr neu vergeben zu werden. Und eine 17-Prozent-Trafik wäre mit dem alten Prinzip schwer unterbewertet gewesen.
Wir hatten früher das Problem von häufig überteuert gekauften Trafiken, und auch Schwarzgeldzahlungen gab es. Eine zu teure Trafik findet keine Übernehmer, was dem Verkäufer klar schadet. Und eine zu teuer eingekaufte Trafik kann einen Käufer in den Konkurs treiben – solche Fälle gab es oft genug. 

Das vollständige Interview finden Sie ab 13. Dezember in der druckfrischen Printausgabe der Trafikantenzeitung.