Neustart mit Dorftrafik

24.06.2021

Völlig gegen den Trend hat Bernhard Wachter eine Trafik eröffnet, wo vorher keine war. Wir haben nach den Hintergründen gefragt.

Die Trafik Wachter: Wenige Fußgänger, dafür eine gute Lage an der Ein- bzw. Ausfallsstraße von Pfaffstätten.  Die Kurzparkzone ist mangels großem Parkplatz aber eine Notwendigkeit und entsprechend selten leer.

Die nahe Baden gelegene kleine Gemeinde Pfaffstätten hatte einmal ein Tabakfachgeschäft und zwei verbundene Trafiken. Mit November 2016 sperrte auch noch das Fachgeschäft zu, der Ort war ohne Tabakversorgung. Mit Anfang Februar 2017 hat ein schmuckes kleines Tabakfachgeschäft eröffnet.
„Ein echter Newcomer bin ich aber nicht“, schickt Herr Wachter voraus. „Ich habe immer schon gerne bei befreundeten Trafikanten ausgeholfen und nach meinem Infarkt habe ich 2009 ein Geschäft im 10. Bezirk in Wien übernommen. Das lag in einem Gemeindebau mit Zielpunkt und Bankfiliale. 2015 haben Supermarkt und Bank zugesperrt, also habe auch ich meine Trafik verkauft und danach als Angestellter der KOBV-Trafik in der Shopping City gearbeitet. Nach dem Hausbau in Niederösterreich habe ich wieder nach einem eigenen Geschäft gesucht und mich für den Standort in Pfaffstätten beworben. Da bin ich nun.“

Herzliches Willkommen

Aus Wien war Herr Wachter einen eher mühsamen Kontakt zu den Behörden gewöhnt. Umso netter empfindet er jene Unterstützung, die er von der Gemeinde Pfaffstätten erhalten hat: „Der Bürgermeister und die Gemeinderäte waren vom Start weg sehr freundlich und bemüht. Man hat gesehen, dass sie sich freuen, wieder eine Trafik in den Ort zu bekommen. Auch Dinge wie die Kurzparkzone vor meinem Geschäft liefen problemlos – innerhalb von zwei Tagen waren die Anrainer befragt und die Schilder aufgestellt. Sogar einen Papierkorb hat man installiert, damit die Raucher die Cellophanhüllen der Packungen entsorgen können. Die Genehmigungen für den Rauchring und den Automaten sind genauso schnell gegangen.“

Auch die Kunden sind sichtlich froh, wieder im Ort einkaufen zu können. Selbst einen Monat nach der Eröffnung kommen laufend Leute ins Geschäft, welche die Trafik eben erst entdeckt haben. Nach seinem Start befragt lächelt Bernhard Wachter: „Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Nach einem schleppenden Beginn lief der erste Monat schon überraschend gut. Auch E-Zigaretten und Cigarren verkaufen sich solide – das ist halt auch eine wohlhabende Winzergegend.“

Das neue Geschäft

Die Wiener Trafik war klein, eng und finster gewesen. Am neuen Standort wollte Herr Wachter sich wohlfühlen können – „ich verbringe ja auch genug Zeit hier“. Das Mietobjekt bietet 45 m2, davon wurden rund acht Quadratmeter für Lager und Büro reserviert. Zugunsten natürlicher Beleuchtung verzichtete der Trafikant auf eine Auslage, dafür musste unbedingt ein vernünftiger Lottoplatz her, und auch für Billets und Geschenkartikel sollte Platz sein. Ein erwachsenes Zeitschriftenangebot, ein kleiner Humidor und Stellfläche für E-Zigaretten und Liquids standen ebenfalls in seinem Pflichtenheft.

Für die Umsetzung seiner Wünsche vertraute Bernhard Wachter auf Pirker Trafik Design, dessen Blendensystem die Bildwarnhinweise des Zigarettenregals verdeckt. Bei Kassensystem und Zeitschriftenverwaltung setzt er aufgrund ­eigener Erfahrungen auf Toptech. 

Schildbürgerstreich

So ganz lässt die Bürokratie den Trafikanten aber nicht in Ruhe: „Das werden Sie nicht glauben – ich bekomme nach  nicht einmal einem Monat Geschäftstätigkeit eine Steuerprüfung! Offenbar will die Finanz gleich zu Beginn meine Investitionen überprüfen. Um die Umsätze kann es ja kaum gehen …“, schüttelt Bernhard Wachter den Kopf. Immerhin kann das ja nicht sehr lange dauern, und vielleicht wird er dafür in den kommenden Jahren in Ruhe gelassen.

Auf die Frage, was seine schmucke Trafik denn gekostet hat, grinst der Trafikant: „Ich sag’ nur eines: Billig war’s nicht.“ So stolz, wie er im neuen eigenen Geschäft steht, dürfte es aber jeden Cent wert gewesen sein. 

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