Schutznebel gegen Kriminelle
Verbrecher schätzen es gar nicht, bei ihren Aktionen weder Ware noch Verkäufer sehen zu können. Die Idee einer blitzartig aufziehenden künstlichen Nebelwand bewährt sich mittlerweile bei vielen Juwelieren. Nun hat sich ein erster Trafikant für ein System des Technologieführers Bandit entschieden.


Rainer Blaschek aus Fügen im Zillertal hat schräg gegenüber seiner Trafik ein Gasthaus, in das erst kürzlich eingebrochen wurde. In den zwei Jahren, seit er Trafikant ist, ist er zwar noch nie überfallen worden, aber die nächste Polizeidienststelle liegt einige Kilometer entfernt im Nachbarort – da reicht schon ein simpler Einbruch für einen deftigen Schaden. „Bis die kommen ist das Geschäft leer.“ meint der Tiroler deshalb auch.
Das Schutznebelsystem der belgischen Firma Bandit konnte Herr Blaschek bei einer Vorführung in einem transparenten Zelt schon einmal begutachten – „da hast die Hand vor Augen nicht gesehen.“ Neugierig geworden, wurde der Bandit-Nebel am 17. Dezember 2013 im eigenen Geschäft unter Praxisbedingungen getestet.
Praxistest
Der von seinen Abmessungen kompakte „Nebelwerfer“ wurde dazu provisorisch im Bereich des Verkaufstresens in Kopfhöhe montiert. Die Bildserie dokumentiert, was in den ersten 1,4 Sekunden nach dem Auslösen passiert: Eine Nebelwand mit 15 Zentimetern Sichtweite wälzt sich mit einer Geschwindigkeit von rund drei Metern pro Sekunde in Richtung Eingang. Nach nicht einmal drei Sekunden ist das Geschäft gänzlich mit Schutznebel gefüllt. Ein Räuber hätte also gerade mal Zeit, auf dem Absatz umzudrehen, damit er die Türe noch findet. Ein überraschter Dieb sieht nicht einmal mit der Taschenlampe Kassa oder Waren und kann froh sein, vor dem Eintreffen der Uniformierten den Ausgang ertastet zu haben.
Blickdicht, aber rückstandsfrei
„Wir haben einen Ventilator in die Tür gestellt, der den Nebel angesaugt und ausgeblasen hat. Das hat von außen wild ausgeschaut, aber nach 10 Minuten war das Geschäft wie zuvor.“ ist Blaschek sichtlich beeindruckt von der Vorführung. „Der Nebel hat leicht nach Pfefferminz gerochen, damit er nicht mit echtem Rauch verwechselt wird. Er hat aber weder Feuchtigkeit noch andere Rückstände hinterlassen. Die Zeitungen waren staubtrocken und auch auf dem Cellophan der Zigaretten war nichts zu sehen.“ Diese Rückstandsfreiheit ist besonders bei der teuren Braunware existenziell wichtig – eine Veränderung von Geruch oder Geschmack der Longfiller würde die ausgestellte Ware schnell unverkäuflich machen.
Hightech
Bandit hat eine lange Entwicklungszeit hinter sich, um dichteren und schnelleren Schutznebel als andere Anbieter zu realisieren, die mit einigen prinzipbedingten Problemen zu kämpfen haben: Der Austausch der Verdampferflüssigkeit durch den Kunden ist eine ziemliche Patzerei. Dazu können die Flüssigkeiten anderer Anbieter aufgrund des Luftkontakts beim Umfüllen später zu schimmeln beginnen. Und zu guter Letzt benötigen die meisten Systeme mit Druckpumpen deutlich mehr Zeit, um effektiv zu arbeiten – die Pumpe muss schließlich erst einmal anlaufen.
Bandit löst diese Probleme in einem Aufwaschen: Der Tank steht unter hohem Druck – damit lassen sich rasche Ausbreitung und hohe Nebeldichte realisieren, ohne auf das Anspringen von Pumpen warten zu müssen. Die keimfreie Tankfüllung reicht für bis zu 25 Auslösungen, nach drei Jahren wird der Tank einfach umgetauscht. Eine Verschmutzung des Verdampfers wird durch eine automatische Selbstreinigung nach jeder Auslösung verhindert. Trafikant Blaschek berichtet: „Die Dauer des Nebelausstoßes ist sekundenweise einstellbar – wir haben es mit 3 Sekunden probiert, dann war in meinem Geschäft nichts mehr zu sehen.“
Einsatzmöglichkeiten
„Das Bandit-System kann an alle handelsüblichen Alarmanlagen angeschlossen oder unabhängig durch den Geschäftsinhaber oder sein Personal ausgelöst werden.“ berichtet Österreich-Vertriebspartner Christian Haberkorn. „Die Richtung der Ausbreitung ist dabei immer dieselbe – vom Kassenbereich in Richtung Ausgang. Bei Einbrüchen außerhalb der Geschäftszeit verhindert der Schutznebel, dass sich die Kriminellen im Geschäft orientieren oder potenzielles Diebesgut überhaupt sehen können. Im Fall von Überfällen sollte man sich den Einsatz des Schutznebels aber je nach Bedrohungssituation gut überlegen: Bei Tätern mit Schusswaffen könnte es gefährlich werden – einen Räuber mit Messer oder Knüppel treibt die Nebelwand aber regelrecht aus dem Laden heraus.“ Schon im Moment der Auslösung reicht hinter dem Verkaufspult ein Schritt zur Seite und der Verbrecher weiß nicht mehr, wo der Trafikant steht. In Österreichs erster Trafik mit dieser Technik wird eine kombinierte Auslösung eingesetzt: Das Bandit-System wird fix mit der Alarmanlage verbunden, ein versteckt angebrachter Knopf erlaubt zusätzlich eine manuelle Aktivierung gegen Räuber.
Auf der Website schutznebel.at sind zahlreiche Videos verlinkt, die besser als jedes Bild die Geschwindigkeit und Dichte verdeutlichen, mit der sich der Schutznebel im Geschäft ausbreitet. Selbst große Filialen von Handelsketten können über das System abgesichert werden – je nach Kubatur des Raumes können nahezu beliebig viele „Nebelwerfer“ im Geschäft oder sogar im Lager verteilt werden, was zahlreiche Handelsketten mit hohen Lagerwerten bereits zum Schutz der teuren Waren nutzen.
Kosten & Nutzen
Für eine typische Trafik reicht jedoch die kleinste Einheit, wodurch auch die Kosten im überschaubaren Rahmen bleiben: „Meine Anfang Jänner 2014 montierte Anlage wird mich rund 3.000 Euro inklusive Steuer kosten.“ schildert der Trafikant die finanziellen Aspekte, schränkt aber gleich ein: „Einen Teil dieser Kosten hole ich mir genau wie bei der Alarmanlage und dem Safe über die günstigere Versicherungsprämie zurück, dazu sind sie steuerlich absetzbar. Die Investition ist also doppelt sinnvoll: Sie lohnt sich langfristig finanziell, dazu fühle ich mich bei und nach der Arbeit sicherer.“
Links:
www.schutznebel.at
c.haberkorn@data-secure.at
Hotline 0800/204 290
Dieser Artikel erschien erstmalig im März 2014