Morawa stellt seinen Pressevertrieb ein

Vertrieb
18.06.2018

Der Wiener Pressegrossist zieht sich mit Jahresende aus dem Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften zurück.
Noch auf dem Premiumkunden-Event hatte sich Morawa-Geschäftsführer Dr. Emmerich Selch über die geplante Änderung bedeckt gehalten.

Die Nachricht schlug am 11. Juni 2018 wie eine Bombe ein: Der dienstälteste bestehende Pressegroßvertrieb kündigte an, mit Jahresende dieses Geschäftsfeld aufzugeben.

„Einsparungen nicht ausreichend“

Gerade die österreichischen Trafiken assoziieren den Namen Morawa traditionell mit der Anlieferung und Retourenabholung von Printprodukten wie Tageszeitungen und Magazinen. Und erst vor wenigen Jahren hatte man sich mit Konkurrent PGV zusammengetan, um per gemeinsamer Auslieferung via Cargoe die Logistikkosten beider Partner minimieren zu können.
Letztlich hatte all dies nicht ausgereicht, wie Eigentümer und Geschäftsführer Dr. Emmerich Selch erklärt: „Seit rund zehn Jahren schrumpfen die Verkäufe im Printbereich, und wir versuchen gegenzusteuern.  Wir haben die Logistikkosten reduziert, mit PGV die Cargoe gegründet, und das hat auch ein paar Jahre weitergeholfen. Nun gibt es keine weiteren Einsparungsmöglichkeiten mehr für uns.“ 

PGV wird wohl übernehmen

Vermutlich werden die bislang über ­Morawa vertreibenden Verlage nun zu PGV wechseln. Selch führt aus, weshalb an eine Fortführung des Pressevertriebs durch Morawa nicht mehr zu denken war: „Wir haben schlechtere Voraussetzungen als PGV, die sich auf Magazine ohne Zeitungen konzentrieren. Das Zeitungsgeschäft hat in den vergangenen Jahren besonders gelitten, verursacht aber die höchsten Handlingkosten. Mit gerade mal der Hälfte des Zeitschriftenmarktes als latente Quersubventionierung war das nicht mehr zu finanzieren.“

Spannend könnte die Situation allerdings für die Tageszeitungen werden: PGV wird sich nicht gerade um diese reissen - nach allem, was mit Morawa passiert ist. Zu bisherigen Tarifen und mit der gewohnten Distributionsstruktur werden die Tageszeitungen ab 2019 sicher nicht im Handel zu finden sein.

Andere Bereiche bleiben

Morawa sperrt aber nicht gänzlich zu – die 16 Buchhandlungen, der Buchgroßhandel, der Lesezirkel sowie das Großabonnementgeschäft und das eigene Speditionsunternehmen werden weiter bestehen. Den bisherigen 50-Prozent-Anteil an Cargoe werde man wohl veräußern, die LKW-Flotte von Morawa wird aber weiterhin in der Auslieferung zu sehen sein. „Das Liefervolumen wird mit unserem Ausstieg ja nicht kleiner“, wie Dr. Selch erklärt.